Abgesang auf die Weltleitwährung Dollar
Der US-Wirtschaftswissenschaftler Stephen Roach, der frühere Chef des Asiengeschäfts von Morgan Stanley, arbeitet heute als Dozent an der Elite-Universität Yale und prognostiziert der Weltleitwährung Dollar eine ausgesprochen düstere Zukunft.
Corona infiziert Weltleitwährung
Bereits seit Jahrzehnten beschäftigt sich die wirtschaftliche Koryphäe intensiv mit der gesamtwirtschaftlichen Sparquote der USA, die das Verhältnis der Sparbeträge der gesamten Volkswirtschaft in Relation zum Bruttoinlandsprodukt angibt und seit Langem als chronisch niedrig angesehen wird. In der Vergangenheit profitierten die Vereinigten Staaten von dem Umstand, dass der Dollar als Weltleitwährung akzeptiert war und das Ausland die miserable Sparquote kompensiert hat. Doch mittlerweile haben sich die Zeiten geändert, was vor allem durch die Covid-19-Turbulenzen beschleunigt wurde.
Roach erwartet beim Dollar einen regelrechten Crash und attestiert ihm bis Ende 2021 ein Abwärtspotenzial von bis zu 35 Prozent. Er begründet seine Prognose mit dem verhängnisvollen Zusammenspiel der kollabierenden US-Sparrate und dem ausufernden US-Haushaltsdefizit. Im Zuge der Pandemie sank die gesamtwirtschaftliche Sparquote im zweiten Quartal mit minus 1,2 Prozent sogar in den negativen Bereich. Gegenüber dem Vorquartal stellte dies einen Einbruch um 4,1 Prozentpunkte dar, den höchsten jemals gemessenen Rückgang seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 1947. Zugleich explodierte das US-Haushaltsdefizit im zweiten Quartal — ebenfalls im Rekordtempo — von 2,1 Prozent auf 3,5 Prozent des BIP.
Nur zur Erinnerung: In den Jahren 2011 bis 2019 lag die gesamtwirtschaftliche Sparquote der USA im Durchschnitt bei immerhin plus 2,9 Prozent und in den Jahren 1960 bis 2005 sogar bei durchschnittlich sieben Prozent. Das Haushaltsbüro des US-Kongress erwartet für das laufende Jahr ein Defizit in Höhe von 16 Prozent, welches sich 2021 auf 8,6 Prozent verbessern soll — vorausgesetzt es werden keine zusätzlichen Rettungspakete geschnürt.
Trübe Aussichten für den Greenback
Stephen Roach geht davon aus, dass in den USA die Sparquote künftig in noch tiefere Regionen absinken wird, was für Amerikas Zukunft — seiner Ansicht nach — verhängnisvolle Folgen hätte. Denn ohne Kapital aus dem Ausland wird man die Infrastruktur, die für Produktivitätszuwächse nötig sind, nicht finanzieren können. Angemessenes Wirtschaftswachstum wird dadurch unmöglich und würde zu einer weiteren Ausdehnung des Haushaltsdefizits führen. Dann dürfte der Dollar seine bisherigen Privilegien verlieren, und als Weltleitwährung weiter an Bedeutung einbüßen. Es ist nämlich davon auszugehen, dass ausländische Investoren aufgrund der schlechteren US-Finanzlage Zugeständnisse verlangen werden. Normalerweise gibt es hier zwei Möglichkeiten: höhere Zinsen und/oder Währungsanpassungen durch eine Abwertung des Dollars. Da die US-Notenbank bereits angekündigt hat, künftig Inflationsraten von über zwei Prozent zu tolerieren und das Zinsniveaus nahe null Prozent für mehrere Jahre beizubehalten, dürfte die Option „höhere Zinsen“ höchstwahrscheinlich entfallen. Für Wirtschaftswissenschaftler Roach steht daher fest, dass eine massive Abwertung des Dollars einsetzen wird.
Er stuft den Dollar unter den weltweit wichtigsten Devisen als die Währung mit der höchsten Überbewertung ein. Dabei erinnert er an die enormen Verluste des Dollarindex in den 70er- Jahre und Mitte der 80er-Jahre in Höhe von 33 Prozent und das von 2002 bis 2011 erlittene Minus von 28 Prozent. Wichtig zu wissen: Die damaligen Sparraten fielen höher und die US-Haushaltsdefizite geringer aus. Dies mache den Greenback für eine scharfe Korrektur extrem anfällig. Sein Fazit: Ein Crash bahnt sich an. Euro, Renminbi, Gold und Kryptowährungen stuft er als Alternativen für den ehemals unbesiegbaren Dollar ein.
Gold — Krisenwährung für Generationen
Grundsätzlich haben aber auch die von Stephan Roach genannten Dollaralternativen Euro und Renminbi mehrere konstruktionsbedingte Probleme. Problem 1: Jede ungedeckte Währung basiert ausschließlich auf dem Vertrauen, dass man damit dauerhaft Waren und Dienstleistungen erwerben kann. Dass Vertrauen enttäuscht werden kann, haben deutsche Sparer in den vergangenen 100 Jahren durch diverse Währungsreformen mehrfach leidvoll erfahren müssen. Problem 2: Fiat-Geld ist beliebig vermehrbar, was vor allem die vergangenen beiden Jahrzehnte eindrucksvoll bewiesen haben. Problem 3: Bedingt durch das Kontrahentenrisiko birgt jede Währung eines Landes ein Totalverlustrisiko in sich.
Sollte der Dollar tatsächlich in den Crash-Modus wechseln, stellt sich dann vor allem eine Frage: Was passiert mit der global akzeptierten Krisenwährung Gold? Für europäische Goldbesitzer wäre ein schwacher Dollar zunächst einmal negativ, da das gelbe Edelmetall in Dollar gehandelt wird und der Goldpreis in Euro dadurch sinken würde. Diese währungsbedingten Nachteile dürften allerdings dadurch kompensiert werden, dass die Besitzer der Unmengen von Dollars im großen Stil in Gold und andere Krisenwährungen flüchten dürften. Da Gold als relativ selten und nicht beliebig vermehrbar gilt, dürfte dessen Preisanstieg etwaige Währungsverluste aller Voraussicht nach mehr als ausgleichen.
Eines sollte man nämlich nie vergessen: Gold fungiert als globales Geld und ist für generationsübergreifenden Vermögensschutz ideal geeignet.
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