Auf lange Sicht schützt vor allem eines: Gold

pro aurum Kilchberg ZH
6 min readSep 23, 2022

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Bildrechte: pro aurum

In diesem Jahr kam es an den Finanzmärkten zu erheblichen Verwerfungen. Neben dem weltweit zu beobachtenden massiven Anstieg der Inflation sahen sich die Investoren auch kräftigen Zinserhöhungen ausgesetzt.

Gold tendiert trotz hoher Geldentwertung seitwärts

In diesem Jahr erlebte der Goldpreis ein Wechselbad der Gefühle. Mit dem Überfall Russlands auf das Nachbarland Ukraine profitierte der Goldpreis im ersten Quartal von einem stark gestiegenen Interesse an der Krisenwährung Gold. Dies trieb den Goldpreis für einige Tage sogar über die Marke von 2.000 Dollar und dank der markanten Dollarstärke auf ein neues Rekordhoch von fast 1.900 Euro.

An den Terminmärkten und im ETF-Sektor fiel das Nachfrageinteresse besonders üppig aus. Laut World Gold Council beliefen sich die Goldzuflüsse in den Monaten Januar bis April auf insgesamt 315,6 Tonnen, von Mai bis September überwogen dann aber wieder die Abflüsse (insgesamt 243,8 Tonnen). Zwei Regionen waren für dieses Auf und Ab hauptverantwortlich: Europa und Nordamerika. Aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten machen die seit Ende Dezember in europäischen ETFs aufgestockten Goldmengen 76,4 Tonnen aus, während die Goldbestände nordamerikanischer ETFs im selben Zeitraum „lediglich“ um 38,5 Tonnen Gold angestiegen sind. Die durch den Ukraine-Krieg verursachten Probleme hinsichtlich der Versorgung mit Energie und Agrarrohstoffen scheinen bei europäischen Anlegern stärkere Goldkäufe auszulösen als jenseits des Atlantiks.

Enorm starker Verkaufsdruck kam aber vor allem von den Terminmärkten, wo sich große wie kleine Terminspekulanten im großen Stil von Gold-Futures verabschiedet haben. In diesem Jahr hat sich zum Beispiel die Netto-Long-Position (mehrheitlich optimistisch gestimmt) großer Terminspekulanten (Non-Commercials) von 213.150 auf aktuell 97.300 Futures (Stand: 13.09.2022) mehr als halbiert. Nur zur Erinnerung: Da ein Gold-Future — zumindest auf dem Papier — den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold repräsentiert, entspricht dies einer verkauften Goldmenge von 360 Tonnen. Bei Kleinspekulanten (Non-Reportables) stellte sich die Marktstimmung ebenfalls negativ dar, schließlich hat sich deren Netto-Long-Position seit Ende Dezember von 32.500 auf 13.600 Kontrakte (–58 Prozent) reduziert und zu einem „Goldabfluss“ von fast 59 Tonnen geführt.

Eine interessante Entwicklung gab es hingegen in einem anderen wichtigen Marktsegment zu beobachten. So fiel laut Daten des World Gold Council (WGC) im ersten Halbjahr 2022 die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen in keinem Land stärker als in Deutschland aus. Gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode rutschte der Wert zwar von 88,7 auf 88,4 Tonnen (–0,4 Prozent) ab, in bevölkerungsreicheren Ländern wie zum Beispiel China (86,8 Tonnen), Indien (71,7 Tonnen) oder den USA (59,5 Tonnen) fiel das Interesse an Münz- bzw. Barrengold dennoch schwächer aus. Weltweit stellte sich in den ersten sechs Monaten laut WGC ein Nachfrageminus von 597,3 auf 526,2 Tonnen ein, was einem Einbruch von fast zwölf Prozent entsprach. Ungeachtet der allgemein eingetrübten Nachrichtenlage verspürten deutsche Geldanleger offensichtlich einen starken Goldappetit.

Das Fatale an der hohen Inflation

Angesichts der rasant steigenden Preise in nahezu sämtlichen Lebensbereichen dürften mittlerweile jeder Konsument und jeder Anleger das Thema Inflation auf dem „Radarschirm“ haben. Grundsätzlich gilt es dabei zwei Aspekte zu beachten. Erstens: Hinsichtlich der Preisentwicklung des repräsentativen Warenkorbs sollte man sich darüber im Klaren sein, dass bei unverändertem Nettoeinkommen und zugleich hoher Inflation ein sinkender Lebensstandard bzw. Wohlstand vorprogrammiert ist. Zweitens: Ungedeckte Fiat-Währungen, die lediglich magere Zinsen bieten, verlieren insbesondere auf Sicht mehrerer Jahre massiv an Kaufkraft. Die Entscheidungsträger der wichtigsten Notenbanken Fed und EZB betrachten eine jährliche Teuerungsrate von zwei Prozent als wünschenswert. Mit 9,1 bzw. 8,3 Prozent p. a. (Stand: August 2022) sind wir davon allerdings „meilenweit“ entfernt — sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks.

Hinsichtlich der Inflation sollten sich Anleger stets über zwei Konsequenzen im Klaren sein: zum einen hinsichtlich der konkreten Verteuerung von Waren bzw. Dienstleistungen und andererseits hinsichtlich konkreter Kaufkraftverluste der jeweiligen Landeswährungen. So verteuert sich zum Beispiel bei einer jährlichen Inflationsrate von zwei Prozent eine bestimmte Ware oder Dienstleistung innerhalb von fünf Jahren um 10,4 Prozent. Bei einer Inflationsrate von 10,0 Prozent p. a. stellt sich im selben Zeitraum ein Preisanstieg von mehr als 61 Prozent ein. Ausgesprochen unerfreulich stellt sich auch die Lage für die Besitzer großer Bargeldmengen dar. Während sich bei einer Inflation in Höhe von zwei Prozent p. a. nach fünf Jahren „lediglich“ ein Kaufkraftverlust von 9,6 Prozent einstellen würde, beliefe sich bei einer Teuerungsrate von zehn Prozent p .a. der Kaufkraftverlust auf 41 Prozent.

Für mich ist eines völlig klar: Die EZB sitzt mehr oder weniger in der Falle. Bei einer Inflationsrate von über neun Prozent p. a. müsste der Leitzins mindestens die gleiche Höhe haben, wenn man das Ziel Geldwertstabilität ernsthaft verfolgen würde. Eine solche Geldpolitik würde aber nicht nur im Süden Europas zu einer echten Wirtschaftskrise führen. Lagarde und Co. haben stets behauptet, dass die hohen Inflationsraten nur temporäre Übertreibungen aufgrund des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen höheren Energiekosten seien. Ich bin mittlerweile jedoch davon überzeugt, dass sich die Preissteigerungen für längere Zeit fortsetzen werden. Wie in den vergangenen Jahren werden die Zeche vor allem die Sparer bezahlen, wobei deren „Rechnung“ immer höher ausfallen wird. Wichtig zu wissen: Die negative Realverzinsung — also der Zins abzüglich der Inflationsrate — befindet sich gegenwärtig unverändert in extrem negativem Terrain. Dies stellt für mich ein wichtiges Fundament für mittelfristig weiter steigende Goldpreise dar.

Hohe Opportunitätskosten kritisch hinterfragen

Auf den Goldpreis wirken bekanntlich zahlreiche Kräfte. Im Jahr 2022 scheinen vor allem zwei Einflussfaktoren das Kommando übernommen zu haben: der US-Dollar sowie die Zinsen. Beiden wird eine negative Korrelation zum Goldpreis nachgesagt. Das heißt: Geht es mit der US-Währung oder den Zinsen bergauf, gilt dies als nachteilhaft für den Goldpreis. Für europäische Goldbesitzer hat ein starker Dollar allerdings den angenehmen Nebeneffekt einer währungsbedingten Outperformance. Besonders interessant: 2022 hat sich bis dato der Goldpreis auf Dollarbasis um 8,1 Prozent verbilligt, während in Euro gerechnet ein Wertzuwachs in Höhe von 5,7 Prozent zu Buche schlug (Stand: 22. September 2022).

Der Dollar profitierte von zwei Faktoren: Die Fed hat die Leitzinsen früher und stärker erhöht als die EZB. Während die US-Notenbanker ihre Zinssätze in den ersten neun Monaten um 300 Basispunkte nach oben geschraubt haben, schafften ihre europäischen Kollegen bislang eine Steigerung um lediglich 125 Basispunkte. Dadurch boten US-Staatsanleihen deutlich höhere Renditen als ihre europäischen Pendants mit gutem Rating und vergleichbarer Restlaufzeit. Der US-Dollar entwickelte sich aber auch aufgrund des Ukraine-Kriegs besser als die Gemeinschaftswährung Euro, denn schließlich verfügen die USA über eine leistungsfähige Ölindustrie und damit über eine geringe Energieabhängigkeit.

Grundsätzlich sollten Goldbesitzer hinsichtlich der gestiegenen Opportunitätskosten, die sich durch den Verzicht auf Zinsen oder Dividenden unweigerlich ergeben, allerdings im Hinterkopf behalten, dass steigende Anleiherenditen stets mit höheren Ausfallrisiken verbunden sind. Internationale Investoren sehen diese Verlustgefahr vor allem bei europäischen Ländern mit unsoliden Staatsfinanzen. Wer Goldbarren oder -münzen besitzt, hat das bei vielen Investments existente Kontrahentenrisiko komplett ausgeschlossen. In zahlreichen Analysen wurde bestätigt, dass das Beimischen von Gold innerhalb eines Vermögensportfolios zu einer Reduktion des Gesamtrisikos führt. Dies ist auf zwei Faktoren zurückzuführen. Erstens: Gold verfügt über eine geringere Kursschwankungsintensität (Volatilität) als andere wichtige Anlageklassen wie zum Beispiel Aktienindizes, Rohstoffe oder Kryptowährungen. Zweitens: Gold wird eine negative Korrelation gegenüber Aktien attestiert, was insbesondere in Aktienbaissephasen wie ein Risikopuffer wirkt.

Ich stufe Gold und Silber als kaufenswert ein

Losgelöst vom täglichen Marktrauschen und ständig wechselnden charttechnischen Kauf- und Verkaufssignalen sind für mich die beiden Edelmetalle Gold und Silber — unter langfristigen Aspekten — jederzeit kaufenswert. Während beim gelben Edelmetall vor allem die zeitlosen Kaufargumente Vermögensschutz, Krisenschutz und Inflationsschutz überzeugen, kann das weiße Edelmetall unter anderem durch seine physikalischen und antibakteriellen Eigenschaften punkten. In den Branchen Elektromobilität, Elektronik, Photovoltaik und Medizin gilt der Nutzwert von Silber als unbestritten und das langfristige Nachfragepotenzial als beträchtlich.

Ein anderer Umstand stimmt mich hinsichtlich der Marktentwicklung bei Silber ebenfalls optimistisch. Bei pro aurum würden wir für unsere Kunden gern viel mehr Unzenmünzen in Silber kaufen, als von den Produzenten derzeit zugeteilt werden. Für mich steht daher eines außer Frage: Wenn man zum aktuellen Weltmarktpreis für Silber nicht annähernd so viel Ware bekommt, wie man ordern möchte, dann stimmt meines Erachtens am Preis etwas nicht.

Privatanleger, die neben Gold auch Silber in physischer Form besitzen möchten, bieten sich meiner Meinung nach zwei interessante Strategieansätze an. Erstens: Um die erhöhte Kursschwankungsintensität (->Volatilitätsrisiko) des Silberpreises zu kompensieren, bietet sich zum Beispiel eine Aufteilung des Edelmetall-Portfolios in 80 Prozent Gold zu 20 Prozent Silber an. Zweitens: Sogenannte Zollfreilager ermöglichen die selbstverständlich völlig legale Möglichkeit, Silberbarren bzw. -münzen mehrwertsteuerfrei zu erwerben, wodurch deutlich bessere Anlageergebnisse möglich werden. Eine medizinische Wirkung wird meiner Meinung nach bei Gold häufig vergessen: In den gegenwärtig extrem unsicheren Zeiten beruhigt es ungemein.

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