Deutsche Anleger und ihre Inflationssorgen

pro aurum Kilchberg ZH
4 min readJun 17, 2021

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Bildrechte: iStock.com/dragana991

Nach jahrelanger Abstinenz kehrte die Inflation im Zuge der Corona-Krise fulminant zurück. Aktuelle Inflationsdaten aus den USA liefern hierfür den besten Beweis. Deutschen Anlegern eilt aus historischen Gründen der Ruf voraus, besonders inflationsbesorgt und daher goldhungrig zu sein.

Comeback des „Schreckgespensts“ Inflation

In den vergangenen zwölf Monaten kann man weltweit eine beschleunigte Geldentwertung feststellen. In den USA kletterte die jährliche Inflationsrate (Mai) zum Beispiel von 0,1 auf 5,0 Prozent, den höchsten Wert seit August 2008. Hierzulande stellte sich im selben Zeitraum ein Zuwachs von immerhin 0,6 auf 2,5 Prozent ein. Eine stärkere Geldentwertung gab es in Deutschland letztmals im September 2008 zu vermelden. Bedingt durch die Hyperinflation, die in Deutschland von 1919 bis 1923 besonders stark gewütet hat, und aufgrund mehrerer verlustträchtiger Währungsreformen brannten sich diese Erfahrungen in das kollektive Gedächtnis der Deutschen ein.

Wichtig zu wissen: Deutsche Finanzexperten sind bezüglich der künftigen Konjunktur aktuell ausgesprochen optimistisch gestimmt. Laut ZEW-Konjunkturbarometer für den Monat Mai stellte sich mit 84,4 Zählern der höchste Wert seit über 21 Jahren ein. Getragen war diese Zuversicht vor allem vom Impffortschritt und dem Abebben der dritten Infektionswelle. Begleitet worden war diese positive Entwicklung allerdings auch von wachsenden Inflationsängsten. Laut ZEW rechneten im Mai 80,3 Prozent der befragten Finanzexperten mit höheren Inflationsraten. Auch deutsche Privatanleger sind im Alarmmodus, schließlich kletterte in Deutschland der Google-Suchbegriff „Inflation“ auf den höchsten Wert seit zwölf Jahren.

Trotz beschwichtigender Worte von Notenbankern dies- und jenseits des Atlantiks, die den aktuellen Inflationsschub stets als temporäres Phänomen bezeichnen, scheint das „Schreckgespenst“ Inflation vom „Radarschirm“ der Investoren nicht verschwinden zu wollen. Angesichts des jüngsten DAX-Rekordhochs bleibt nicht nur der Risikoappetit, sondern auch der Goldappetit deutscher Investoren gegenwärtig stark ausgeprägt. Besonders stark greift derzeit das Kaufargument „Inflationsschutz“, während der Aspekt „Krisenschutz“ eher in den Hintergrund getreten ist. Laut World Gold Council übertreffen die diesjährigen Käufe von Goldbarren und Goldmünzen deutscher Anleger den Durchschnitt vergangener Jahre deutlich. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr haben deutsche Anleger beim Kauf von Goldbarren und -münzen einen neuen Rekordwert erzielt und somit sogar mehr Gold gekauft als im Krisenjahr 2009, als die Finanzwelt vor dem Abgrund stand.

Wunsch nach Inflationsschutz

In Zeiten negativer Realzinsen ist Geld der Inflation praktisch schutzlos ausgeliefert. Wenn sich Teuerungsraten weder durch Tagesgeld noch durch Termingeld oder Anleihen kompensieren lassen, sind Verluste beim Geldvermögen unvermeidbar. In Deutschland liegt selbst die Rendite 30-jähriger Bundesanleihen bei lediglich 0,3 Prozent, während die Geldentwertung mittlerweile bei 2,5 Prozent p. a. angelangt ist. Bei konstanter Inflation verliert ein Bargeldvermögen in Höhe von 100.000 Euro pro Jahr 2.500 Euro an Kaufkraft. Das heißt: Nach zehn Jahren wäre ein Kaufkraftverlust von über 22.000 Euro entstanden. Keine angenehme Vorstellung, wenn man bedenkt, dass den Bürgern mehr denn je zu einer zusätzlichen privaten Altersvorsorge geraten wird.

Wer heutzutage vorprogrammierte Kaufkraftverluste seines Geldvermögens vermeiden möchte, ist gezwungen, Risiken einzugehen. Nur ein Beispiel: Mit den Dividenden diverser Aktien kann man möglicherweise die Inflation übertreffen, als Ausgleich muss man allerdings das Risiko fallender Aktienkurse und sinkender Dividendenerträge (bis hin zum Dividendenausfall) akzeptieren. Und auch das Insolvenzrisiko sollte bei Aktieninvestments keineswegs ausgeblendet werden, denn selbst DAX-Aktien können schneller als erwartet insolvent werden — Wirecard lässt grüßen. Gold in Form von Barren oder Münzen ging noch nie pleite. Seit über tausend Jahren hat das gelbe Edelmetall weder an Kaufkraft noch an Anziehungskraft verloren.

So weist der World Gold Council zum Beispiel darauf hin, dass bei einer im Jahr 2019 durchgeführten globalen Goldumfrage 64 Prozent der Deutschen der Ansicht waren, dass Gold eine gute Absicherung gegen Inflation und Währungsschwankungen sei. 61 Prozent waren zudem davon überzeugt, dass Gold auf lange Sicht niemals seinen Wert verlieren werde. Dies deckt sich übrigens mit den diesjährigen Ergebnissen der von pro aurum in Auftrag gegebenen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa. In einer repräsentativen Erhebung stimmten 73 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass Gold eine gute Ergänzung zu anderen Geldanlagen sei. Immerhin 71 Prozent teilten außerdem die Ansicht, dass Gold eine sichere Geldanlage darstelle.

Bei deutschen Goldkäufern steht weniger die potenzielle Gewinnchance, sondern vor allem der Schutzcharakter des Edelmetalls im Vordergrund. Deshalb wird Gold in einem Atemzug mit Krisenschutz, Vermögensschutz und Inflationsschutz in Verbindung gebracht. Und ein Schutzbedürfnis scheint derzeit — trotz rekordhoher Aktienkurse und robuster Konjunkturperspektiven — durchaus zu existieren, in Deutschland möglicherweise etwas mehr als im Rest der Welt. Und deshalb sollten vorsichtiges Investieren und Risikovorsorge weniger als Makel, sondern eher als vorbildlich und erstrebenswert betrachtet werden.

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