Die Gebrüder Hunt: Die Vorgänger der Generation „WallStreetBets“

pro aurum Kilchberg ZH
3 min readFeb 4, 2021

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Das Gezerre um den Silberpreis zwischen Privatinvestoren im Internet und großen Hedgefonds wirkt wie ein Kampf zwischen David und Goliath — und das Imperium hat am Dienstag zurückgeschlagen: Die CME Group, der Betreiber der New Yorker Terminbörse COMEX, hat die Margins für Silber-Kontrakte angehoben und den Höhenflug des Silbers vorerst beendet. Die Internet-Community ist empört — und bemüht das Bild der Gebrüder Hunt, die einst durch die Börsenaufsicht und die COMEX zu Fall gebracht wurden. Doch was steckt hinter diesem Vergleich? Und gibt es tatsächlich Parallelen zwischen den Hunts von damals und den Reddit-Investoren von heute?

Bereits vor mehreren Jahrzehnten war Silber in den Fokus von Spekulanten geraten, die den Silberpreis zu ihren Gunsten beeinflussen wollten: Die Ölmillionäre Nelson und Herbert Hunt haben Anfang der Siebzigerjahre damit begonnen, massive Silbervorräte aufzubauen. Durch die Nachfrage, welche infolge des Engagements der Gebrüder Hunt auf dem Silbermarkt entstand, stieg der Preis für eine Feinunze innerhalb von drei Jahren zwischen 1970 und 1973 von 1,50 auf 3,00 US-Dollar. Innerhalb weniger Jahre hatten die Brüder rund 55 Millionen Unzen Silber angehäuft und der Silberpreis stieg weiter. Bis zum Ende der Siebzigerjahre kam es zu weiteren Nachkäufen in großem Stil, zuletzt mit Unterstützung von arabischen Investoren. Zudem investierten die Hunt-Brüder verstärkt auf Kredit.

Die Abhängigkeit von geliehenem Geld allein sorgte allerdings nicht dafür, dass das Kartenhaus eines Tages zusammenbrach. In der Hoffnung auf einen noch größeren Gewinn schlossen die Brüder auch Termingeschäfte auf Silber ab und beteiligten sich somit an Wetten auf einen steigenden Silberpreis. Weil die Hunts, anders als auf dem Terminmarkt üblich, häufig auch die Auslieferung ihrer Silberkontrakte forderten und dadurch die Nachfrage nach physischem Silber weiter anheizten, trieben sie den Preis für Silber weiter in die Höhe.

Bis zum Ende der Siebzigerjahre häuften die Gebrüder Hunt die unvorstellbare Menge von rund 150 Millionen Unzen an physischem Silber an; zwischenzeitlich sollen sie rund 15 Prozent des weltweit verfügbaren Silbers unter ihre Kontrolle gebracht haben. Dadurch rückten sie verstärkt in den Fokus der Börsenaufsicht sowie der New Yorker Terminmarktbörse „COMEX“. Praktisch über Nacht beschlossen die Verantwortlichen daraufhin eine Begrenzung für Terminkontrakte. Weil die Hunts deutlich mehr Silber in Form dieser Anlageklasse besaßen, mussten sie ihre Kontrakte vorzeitig auflösen. Als Anfang des Jahres 1980 dann sogar der Handel mit Silber vollständig ausgesetzt wurde, brach der Silberpreis ein — und mit ihm das Vermögen der Hunts.
Nachdem aus den einstigen Silber-Superstars die großen Verlierer der Finanzwelt der Achtzigerjahre geworden waren, setzte ein Gerichtsurteil im Jahre 1988 einen endgültigen Schlussstrich unter die Legende. Eine Verurteilung wegen Preismanipulationen trieb die Brüder in die Privatinsolvenz — und mit ihnen zahlreiche Privatinvestoren, die auf den Silberzug aufgesprungen waren. Und die langfristigen Folgen waren gravierend: Der Silbermarkt befand sich seit 1980 fast 20 Jahre lang in einem Bärenmarkt-Trend gefangen, das Vertrauen in Silber als Anlageklasse war erschüttert.

Zwar sind im Jahr 2021 keine gewieften Brüder vom Schlag der Hunts dem Silber auf der Spur, allerdings gibt es gewisse Parallelen zur Geschichte der Gebrüder Hunt. So haben sich jetzt zahlreiche Internetsurfer zusammengetan, um durch gezielte Silberkäufe den Preis für das weiße Metall nach oben zu treiben. Und ähnlich wie in den Achtzigerjahren hat der Börsenbetreiber CME Group diesem Ansinnen vorerst einen Riegel vorgeschoben, indem am Dienstag die Sicherheitsleistungen für Terminkontrakte angehoben wurden.

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