Dirk Müller: Gold war immer schon ein Safe-haven-Investment, auch in der aktuellen Krise
In den vergangenen Tagen stand Gold kurzzeitig unter Druck, nachdem der Goldpreis in Dollar und Euro stark zulegen konnte. Trotz der Verschnaufpause ist ein prominenter Marktbeobachter weiterhin sehr positiv für Gold gestimmt: „Gold war immer schon ein Safe-haven-Investment, auch in der aktuellen Krise“, erklärt Dirk Müller. Für ihn gehört Gold als Vermögensversicherung in jedes Portfolio: „Künftig wird es auch seine Rolle als Inflationsschutz ausspielen können“, prognostiziert Müller.
Im Interview, das pro aurum-Unternehmenssprecher Benjamin Summa für finanzen.net geführt hat, spricht „Mister Dax“ über die Crashgefahren an den Aktienmärkten, die Wahrscheinlichkeiten einer Deflation und Inflation sowie über Gold als Krisenschutz. Er warnt ausdrücklich: „Das, was wir momentan an den Börsen sehen, hat sich vollkommen losgelöst von der Realwirtschaft. Diese Situation können wir schon seit einigen Jahren beobachten, jetzt hat es jedoch extreme Züge angenommen.“ Dirk Müller beobachtet es mit Sorge, dass sich Privatanleger massiv am Aktienmarkt eindecken — denn ihnen fehlt schlicht jegliche Alternative. „Die Angst vor einer heftigen Inflation ist stark verbreitet“, berichtet Müller. Mit realwirtschaftlichen Gründen sei die Rallye nicht nachvollziehbar: „Wir befinden uns mitten in einer Jahrhundertkrise, deren konkrete Folgen für die Weltwirtschaft noch gar nicht absehbar sind“, unterstreicht Dirk Müller und resümiert: „Die Börse ist derzeit eher ein in sich geschlossenes Casino.“
Für die nächsten Monate sieht Dirk Müller eine dramatische Fortsetzung der aktuellen Krise aufziehen — ab Herbst werde man das ganze Ausmaß des wirtschaftlichen Flurschadens sehen, zumal das Risiko einer zweiten Corona-Welle durchaus hoch sei. Dirk Müller erhofft sich aber auch positive Folgen der Corona-Krise — beispielsweise eine neue Gestaltung der Weltwirtschaft: „Die Entscheidung der Bundesregierung, bestehende Prämien für den Kauf von Elektrofahrzeugen zu verdoppeln, Autos mit Verbrennungsmotor jedoch nicht, weist genau in diese Richtung.“
Deutschland steht seiner Einschätzung nach ganz schlecht da, insbesondere wegen des starken Fokus auf die Autoindustrie: „Diese hat es nicht geschafft, rechtzeitig auf erneuerbare Energien umzustellen“, kritisiert Dirk Müller.
Derzeit wird an den Finanzmärkten und insbesondere bei Edelmetall-Anlegern die Frage diskutiert, ob die Inflation steigt oder ob sich eine Deflation entwickeln wird. Müller geht von einem deflationären Schock bis Herbst aus. „In dieser Gemengelage erwarte ich zunächst einen deutlichen Rückgang der Verbraucherpreise und einen massiven Einbruch an den Aktien-, Edelmetall- und Immobilienmärkten“, sagt Müller. „Und anschließend kommt dann ein Kipppunkt, an dem sich alles dramatisch dreht. Wenn die Wirtschaft den Boden findet und wieder langsam in den normalen Modus schaltet, dann werden wir starke inflationäre Tendenzen sehen.“
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