Edelmetalle waren schon immer die ultimative Versicherung
Der Mitgründer von pro aurum, Robert Hartmann, spricht im Interview über die Herausforderungen im Edelmetallhandel in Zeiten einer Pandemie sowie über Grundregeln, die Edelmetallinvestoren berücksichtigen sollten.
Herr Hartmann, es war eine wilde Achterbahnfahrt für Edelmetalle seit dem Beginn der Pandemie. Abgesehen von der Preisrallye haben wir im letzten Jahr auch ein großes Interesse von Gold– und Silber-Erstanlegern beobachtet. Hat Sie diese neue Nachfrage nach physischen Edelmetallen in Anbetracht der allgemeinen Manie, die die Aktienmärkte erfasst hat, und der zunehmenden Nachfrage von Privatanlegern überhaupt überrascht oder ist sie ein weiteres Zeichen dafür, dass physisches Gold der sicherste aller sicheren Häfen ist?
Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum: Um ehrlich zu sein, hat mich die starke Nachfrage, die wir in den letzten zwölf Monaten von Erstanlegern gesehen haben, nicht wirklich überrascht. Aus unserer jährlichen Forsa-Umfrage wissen wir, dass derzeit nur etwa zehn bis 15 Prozent der deutschen Anleger Edelmetalle als Anlageklasse im Allgemeinen und Gold und Silber im Besonderen in ihrem Portfolio haben. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass rund 85 Prozent der Deutschen keine Edelmetalle in nennenswertem Umfang besitzen. Es war also nur die Frage, was der Auslöser sein würde, der die nächste Kaufwelle befeuern würde.
Wie auch bei vergangenen Blasen, wie beispielsweise der Dotcom-Blase Ende der Neunzigerjahre, wird die Masse erst im Finale kaufen bzw. kaufen wollen. Angesichts dieses zu erwartenden Ansturms an Investoreninteresse wird die Verfügbarkeit von Münzen und Barren stark eingeschränkt sein. Physisches Gold und Silber wird dann nur noch mit horrenden Aufschlägen auf den reinen Metallwert zu bekommen sein — wenn überhaupt.
Während des weltweiten Konjunktureinbruchs im vergangenen Jahr wurden wir auch Zeuge von beispiellosen Störungen auf dem physischen Edelmetallmarkt, da plötzliche Grenzschließungen und erzwungene Stillstände in den Raffinerien den Logistikbetrieb schwer beeinträchtigten und die normale Versorgung störten. Wie hat pro aurum diese außergewöhnlichen Herausforderungen gemeistert?
Ich bin jetzt seit mehr als 35 Jahren in diesem Geschäft und habe so etwas noch nie erlebt. Natürlich gab es auch in der Vergangenheit zwischendurch Zeiten, in denen die Nachfrage exorbitant hoch und das Angebot begrenzt war — zum Beispiel auf dem Höhepunkt der letzten Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009. Aber was wir im vergangenen März und April erlebt haben, war eine echte, noch nie da gewesene Herausforderung. Die wichtigsten Produzenten von Münzen und Barren waren coronabedingt entweder zu einem plötzlichen und vollständigen Stillstand gezwungen oder sie standen vor einer schier unlösbaren logistischen Herausforderung, da viele Luftfrachtrouten schlicht und ergreifend nicht mehr exisitierten. Und selbst wenn sie es schafften, mussten sie dies zu Frachtraten tun, die zehnmal höher waren als in normalen Zeiten.
Um ehrlich zu sein, hatten wir bei pro aurum ein wenig Glück, denn wir wurden mit dieser Situation zu einer Zeit konfrontiert, als unsere Tresore voll waren. Außerdem haben unsere Händler sehr schnell reagiert und große Weitsicht bewiesen. Sie haben bereits wenige Tage nach dem Auftauchen der ersten Corona-Fälle größere Kontingente bei den Produzenten reserviert. Das war auch der Grund, warum pro aurum im April eine der letzten Bastionen war, in der noch größere Mengen an Edelmetallen zu bekommen waren. Viele Kollegen bei anderen Edelmetallhändlern hatten bereits ihre Läden geschlossen und den Onlinehandel eingestellt.
Erwarten Sie angesichts des Ausmaßes der monetären und fiskalischen Interventionen, die wir im letzten Jahr gesehen haben, sowie der historischen wirtschaftlichen Verwerfungen, die sie verursacht haben, dass die Nachwehen dieser Krise anders sein werden als die der letzten? Viele Analysten haben die Inflationssorgen abgetan, aber wie ist Ihr eigener Ausblick?
Per Definition ist Inflation eine Ausweitung der Geldmenge und die damit verbundene Verringerung der Kaufkraft der jeweiligen Währung. Wenn man sich die Entwicklung der Geldmengen in den letzten Monaten anschaut, dann haben sie sich so stark ausgeweitet wie nie zuvor in der Geschichte. Und auch wenn der größte Teil des Geldes noch nicht in der Realwirtschaft angekommen ist und auch die Umlaufgeschwindigkeit vergleichsweise gering ist, sind die Auswirkungen bereits deutlich zu sehen.
Man muss sich nur die Entwicklung an den weltweiten Börsen oder Immobilienmärkten anschauen. Sogar alternative Anlagen haben sich aufgeheizt. Wer in seltene Weine oder Whiskeys investieren will, muss heute deutlich mehr bezahlen als noch vor ein paar Monaten. Auch an den Rohstoffmärkten erleben wir derzeit eine Renaissance. Das wird die Verbraucherpreise anheizen, und diesmal wird die Inflation unweigerlich die Realwirtschaft treffen — wenn auch mit Verzögerung.
Für mich ist die Inflation eine Möglichkeit der schleichenden Enteignung der Bürger und hilft im Wesentlichen dem Schuldner. Viele Normalbürger fragen sich, warum man sich immer weniger leisten kann, obwohl man nominal das Gleiche oder sogar mehr verdient als noch vor fünf Jahren. So kann man am besten verstehen, wie der Kaufkraftschwund wirklich funktioniert.
Sehen Sie mit Blick auf die Zukunft neben Inflationssorgen auch Risiken, die sich aus staatlicher Übervorteilung, Überregulierung oder weiteren Einschränkungen der individuellen finanziellen Souveränität ergeben? Erwarten Sie, dass solche Überlegungen zu einem Treiber der physischen Edelmetallnachfrage werden?
Edelmetalle sind und waren schon immer die ultimative Versicherung. Sie bieten Schutz sowohl gegen Staatsversagen als auch gegen Fehler in der Geldpolitik der Zentralbanken. Jeder Investor, der in die Geschichtsbücher schaut, sieht, dass beides in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder passiert ist. Aus dieser Perspektive ist die Investition in physisches Gold und Silber eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme und ein notwendiger Teil eines jeden Vermögenserhaltungsplans.
Darüber hinaus spielt Gold auch eine entscheidende Rolle beim Schutz der Ersparnisse vor einem Kaufkraftverlust durch Inflation, die, wie bereits erwähnt, ein sehr reales und drohendes Risiko darstellt. Und genau das hat es seit der Jahrtausendwende getan. Wenn man sich einen Zeitraum von 20 Jahren ansieht, gibt es keine Anlageklasse (abgesehen von Kryptowährungen), die sich besser entwickelt hat als Edelmetalle.
Was sind in diesem Zusammenhang — dem Schutz der eigenen Ersparnisse vor staatlicher Willkür und vor systemischen Risiken — die Hauptvorteile für die Lagerung von Edelmetallen in der Schweiz? Was macht sie aus Ihrer Sicht einzigartig?
Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen. Im Gegensatz zu den Siebziger- und Achtzigerjahren war die Integration in die EU nach der Einführung des Euro natürlich viel einschneidender. Viele der Regeln, die die Mitgliedsstaaten bei der Einführung des Euro aufgestellt haben, wurden sukzessive gebrochen, aufgeweicht oder ignoriert. Man denke nur an den Vertrag von Maastricht selbst, in dem die Mitgliedsstaaten die Bedingungen und Kriterien festgelegt und vereinbart haben, die ein Land erfüllen muss, um der Eurozone beitreten zu können.
Das Kriterium der Haushaltsstabilität (mit einer Defizitquote unter drei Prozent und einer Schuldenquote unter 60 Prozent des BIP) wurde als dauerhaftes Kriterium interpretiert. Und doch erfüllt seit Jahren praktisch kein Mitgliedsland der EU diese Anforderungen, ohne dass dies wirkliche Konsequenzen hätte. Stattdessen wird die Politik nicht müde, darauf zu verweisen, dass die Eurokrise oder die Corona-Pandemie externe Schocks waren, die bei der Aufstellung der Regeln nicht absehbar waren. Das mag richtig sein — aber was ist eine Währung wert, wenn sie seit zwölf Jahren fast ununterbrochen „gerettet“ werden muss?
Natürlich ist auch die Schweiz nicht ganz unbeschadet durch die letzten Krisen gekommen. Aber letztlich liegt die souveräne Macht hier beim Volk. Das schweizerische System der direkten Demokratie und die häufigen Volksabstimmungen über wichtige Entscheidungen sorgen dafür, dass der Zugriff des Staates und die Torheiten der Politiker im Zaum gehalten werden. Deshalb sind die verschiedenen Machtmissbräuche, die wir anderswo sehen, in der Schweiz sehr seltene Phänomene. Vor diesem Hintergrund ist die Schweiz einer der wenigen Orte auf der Welt, an dem man Teile seines Vermögens sicher und vertrauensvoll außerhalb der EU lagern kann. Das sehen auch viele deutsche Kunden der Zollfreilagerlösung von pro aurum so.
In den letzten Monaten haben wir mit dem Aufstieg des Handels von Kleinanlegern eine zunehmend absurde Aktienrallye erlebt, die die Bewertungen auf ein Niveau treiben, das als extrem anspruchsvoll bezeichnet werden darf. Dieser Anstieg trägt zunehmend die Züge einer Blase. Gold scheint von dieser Manie verschont geblieben zu sein, und tatsächlich hat sich der Preis im Moment etwas zurückgezogen. Sehen Sie dies als Kaufgelegenheit und erwarten Sie, dass verantwortungsvollere und konservativere Anleger aufgrund der schäumenden Bewertungen überall sonst zu Gold strömen werden?
Das ist alles Teil des allgemeinen Anlagenotstands, der schon seit geraumer Zeit an den Märkten vorherrscht. Dieser Notstand ist hauptsächlich auf die Eingriffe der Zentralbanken in den Zinsmarkt zurückzuführen. Der Zins ist der Preis des Geldes. Wenn aber Geld nichts mehr kostet, was ist es dann noch wert? Statt Zinsen ohne Risiko bekommt man heute an den Zinsmärkten nur noch Risiko ohne Zinsen.
Was die Aktienmärkte betrifft, so sehe ich ehrlich gesagt keine unmittelbare Gefahr eines ernsthaften Crashs. Viele Analysten haben vor einer starken Korrektur gewarnt, als der DAX und Co noch halb so teuer waren wie heute. Und sie warnen immer noch, immer lauter, und trotzdem steigen die Kurse weiter. Ich bin der Meinung, dass die Aktienmärkte diese „Wall of Worry“ weiter erklimmen und der Schwerkraft noch viel länger trotzen können, als die Leute glauben.
Inzwischen hat der Goldpreis von seinem Hoch im August 2020 um rund 20 Prozent korrigiert. Langfristig orientierte Anleger könnten von diesem Pullback durchaus profitieren. Ich glaube nicht, dass es von hier aus einen weiteren signifikanten Abwärtstrend geben wird.
Lange Zeit wurde Silber als der „kleine Bruder“ von Gold angesehen und hat im Allgemeinen nicht das Interesse der Mainstream-Anleger auf sich gezogen. In diesem Jahr hat das Edelmetall jedoch wirklich geglänzt. Woran liegt das Ihrer Meinung nach und was sind Ihre Erwartungen für die Zukunft?
Silber ist so ziemlich die einzige Anlageform, die ihr Hoch von 1980 noch nicht überschritten hat. Ich sehe hier große Chancen, dass sich das mittel- bis langfristig ändern wird. Man darf nicht vergessen, dass die Nachfrage nach Silber nicht nur aus der Attraktivität als Investment oder der Verwendung in der Schmuckindustrie besteht, sondern dass das Metall auch umfangreiche industrielle Anwendungen hat, insbesondere im schnell wachsenden Solarenergiesektor und in anderen „grünen“ Technologien. Das wird dem Silberpreis Rückenwind geben und sein Aufwärtspotenzial erheblich steigern.
Da immer mehr Privatanleger in den Aktienmarkt einsteigen, sehen wir viele Beispiele für „Anfängerfehler“ und die Folgen eines Einstiegs in diesen Bereich, ohne zuvor auch nur grundlegende Anlageprinzipien zu verstehen. Was würden Sie jemandem raten, der darüber nachdenkt, in physisches Gold zu investieren? Wo sollte er anfangen und worauf sollte er achten?
Bei pro aurum schauen wir uns die finanzielle Situation jedes Anlegers individuell an und analysieren seine spezifischen Ziele und Bedürfnisse. Neben all den Zahlen und Daten gibt es auch einige sehr menschliche emotionale Faktoren, die berücksichtigt werden müssen. Wie hoch ist die Risikotoleranz des Einzelnen? Wie ist der Anlagehorizont? In welche anderen Anlageklassen ist er investiert und in welchen Anteilen?
Mit diesem Wissen können wir konkrete Vorschläge für den Aufbau eines Edelmetallportfolios machen. Im Allgemeinen empfehlen wir unseren Kunden, fünf bis 20 Prozent ihres Vermögens in Edelmetalle zu investieren, davon 80 Prozent in Gold und 20 Prozent in Silber. Bei der Anlage größerer Beträge ist es immer ratsam, mehrere Transaktionen durchzuführen und nicht alles auf einmal zu kaufen. Dieses sogenannte Cost-Average-Prinzip sorgt in der Regel für niedrigere Einstiegspreise.
Was sind die wichtigsten Eigenschaften, auf die man bei der Auswahl eines Edelmetallpartners achten sollte? Was sind die Schlüsselelemente, die Sie am wichtigsten finden, insbesondere aus einer langfristigen Investitionsperspektive?
Im Kern der Reputation und der Marke eines jeden Edelmetallhändlers kann es immer nur um eines gehen: Vertrauen. Schließlich geht es in unserem Geschäft in vielen Fällen darum, die Ersparnisse unserer Kunden zu schützen. Eine solche Verantwortung ist sehr ernst und man darf keine Fehler machen! Wir von pro aurum haben uns das Vertrauen unserer Kunden seit fast 20 Jahren erarbeitet. Und je stärker das Vertrauen unserer Kunden wächst, desto mehr versuchen wir, es zu rechtfertigen und zu steigern. Das ist auch die Philosophie, die das Unternehmen über die Jahrzehnte vorangetrieben hat und uns dahin gebracht hat, wo wir heute sind: einer der größten unabhängigen Edelmetallhändler in Deutschland und der Schweiz.
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