Gold glänzt im ersten Halbjahr weniger stark als gewohnt

pro aurum Kilchberg ZH
5 min readJul 1, 2021

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Bildrechte: iStock.com/scyther5

Nach zwei ausgesprochen renditeträchtigen Jahren mit Wertsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich scheint die altbewährte Krisenwährung Gold in diesem Jahr einen Gang zurückzuschalten. Angesichts der zahlreichen Krisenherde und Fehlentwicklungen sollten langfristige Investoren aber weiterhin investiert bleiben.

Schutzbedürfnis der Investoren lässt nach

Während das Jahr 2020 corona-bedingt vor allem durch ein hohes Maß an Unsicherheit gekennzeichnet war, prägen in diesem Jahr vor allem Hoffnung und Zuversicht das Geschehen an den Finanzmärkten. Schneller als erwartet haben gleich mehrere Impfstoffe — zumindest in Europa und Nordamerika — die Corona-Lage deutlich entschärft. Weil wirtschaftliche Restriktionen überwiegend gelockert wurden, haben sich die Perspektiven für das globale Wirtschaftswachstum erheblich aufgehellt. Nach einem Einbruch um 3,3 Prozent im Jahr 2020, revidierten der Internationale Währungsfonds und die Welthandelsorganisation ihre Prognosen zum globalen Wirtschaftswachstum nach oben und halten nunmehr Wachstumsraten von 6,0 Prozent (bisher: 5,5 Prozent) bzw. 5,1 Prozent (zuvor: 3,8 Prozent) für möglich. Vereinfacht ausgedrückt lässt sich folgendes sagen: Mehr Impfungen, mehr Wachstum.

Auf Dollarbasis hat der Goldpreis seit Ende Dezember sieben Prozent verloren und in Euro gerechnet ein Minus von 3,7 Prozent erlitten. Diese Entwicklung dürfte zahlreiche Goldbesitzer überrascht und enttäuscht haben. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass die Inflation innerhalb dieses Zeitraums regelrecht explodiert ist. Während in den USA seit dem Jahreswechsel ein Anstieg von 1,4 auf 5,0 Prozent p.a. zu Buche schlug, verteuerten sich die Konsumentenpreise in Deutschland von minus 0,3 auf 2,5 Prozent p.a. Vor diesem Hintergrund erscheint die diesjährige Goldpreisschwäche wenig gerechtfertigt, schließlich gilt normalerweise eine steigende Inflation als vorteilhaft für Gold. Aber, was ist heutzutage schon normal?

Als hauptverantwortlich für den schwachen Goldpreis kann man wieder einmal die US-Notenbank Fed ausmachen. Bei ihrer Sitzung Mitte Juni wurden für Ende 2023 zwei Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte und somit eine Abkehr vom Krisenmodus in Aussicht gestellt. Außerdem werde man in den kommenden Wochen möglicherweise über ein Zurückfahren der Anleihekäufe (Tapering) beraten. Nur zur Erinnerung: An den Märkten wird darüber diskutiert, dass möglicherweise in über zwei Jahren ein Zinsschritt nach oben erfolgen könnte. Bis dahin kann aber viel passieren, schließlich hat die Vergangenheit gezeigt, dass auf jede Krise eine neue folgte. Gegenwärtig kauft die Fed Monat für Monat Anleihen im Wert von 120 Milliarden Dollar auf. Außerdem weist sie immer wieder — fast schon gebetsmühlenartig — darauf hin, dass die gegenwärtig hohe Inflation ein temporäres Phänomen sei. Die Zukunft wird zeigen, ob sie damit richtig lag oder, ob es sich dabei lediglich um das sprichwörtliche „Pfeifen im Walde“ gehandelt hat.

Wichtig zu wissen: Grund zur Sorge um die Krisenwährung wäre allenfalls dann berechtigt, wenn Anleger mit Anleihen bester Bonität signifikant positive Realzinsen erzielen könnte. Derzeit „frisst“ die Inflation aber mehr auf als deutsche und US-amerikanische Staatsanleihen selbst bei 30-jähriger Restlaufzeit bieten. Deren Renditen belaufen sich derzeit nämlich auf lediglich 2,1 bzw. 0,33 Prozent p.a.

Uneinheitliche Tendenzen in den Marktsegmenten erwartet

Das Corona-Jahr 2020 hat an den Goldmärkten zu starken Verwerfungen geführt, positiven wie negativen. Starke Nachfrageeinbrüche verzeichneten auf Jahressicht laut der Researchfirma Metals Focus die Bereiche Schmuck (-37,9 Prozent), Industrie (-7,3 Prozent) sowie der Notenbanksektor (-56,7 Prozent), während der Münz- und Barrenhandel (+5,8 Prozent) und das ETF-Marktsegment (+122 Prozent) mitunter hohe Zuwächse verbucht hat. Für das Jahr 2021 prognostizieren die Analysten von Metals Focus auf der Angebotsseite (inkl. Hedgingtransaktionen) einen Zuwachs von 3.478 auf 3.693 Tonnen (+6,2 Prozent) und damit einen neuen Rekordwert. Deutlich stärker soll es mit der Gesamtnachfrage nach oben gehen. Bereinigt um Hedging soll sich hier gegenüber dem Vorjahr ein kräftiges Plus von 2.837 auf 3.725 Tonnen (+31,2 Prozent) einstellen.

Dabei ist allerdings mit Licht und Schatten zu rechnen. Überdurchschnittliche Wachstumsraten werden den beiden Sektoren Schmuck und Notenbanken zugetraut. Für das laufende Jahr wird nun mit einer starken Erholung um 37 bzw. 60 Prozent gerechnet. Erhebliche Zuwächse hält Metals Focus auch beim Münz- und Barrenhandel für möglich. Aktuelle Schätzungen gehen von einem kräftigen Plus von 892,5 auf 1.166,0 Tonnen (+30,6 Prozent) aus.

Doch nicht alle Marktsegmente verfügen über ähnlich glänzende Perspektiven. Insbesondere dem ETF-Sektor droht laut Metals Focus 2021 erhebliches Ungemach. Nachdem im Vorjahr noch 886,8 Tonnen in physisch hinterlegte ETF bzw. ETC geflossen sind, sollen die Goldzuflüsse auf 80,4 Tonnen (-90,9 Tonnen) regelrecht kollabieren. Ungeachtet dessen rechnen die Analysten mit Blick auf den durchschnittlichen Goldpreis für 2021 mit einem Anstieg von 1.770 Dollar (2020) auf 1.820 Dollar (+2,8 Prozent).

Was weiterhin für den Kauf von Gold spricht

An den Goldmärkten räumen die Akteure den Sorgen um steigende Zinsen und einen stärkeren Dollar gegenwärtig offensichtlich ein höheres Gewicht ein als den Sorgen um die Preisstabilität. Viele Investoren sind der Meinung, dass die Notenbanken trotz explodierender Schulden, steigender Geldmengen und einer beschleunigten Geldentwertung weiterhin „alles im Griff haben“. Folgende Aspekte sollten Anleger in diesem Zusammenhang aber auf keinen Fall außer Acht lassen:

  • Die von der Fed in Aussicht gestellte Zinserhöhung soll frühestens Ende 2023 erfolgen. Während dieser zwei Jahre kann noch viel passieren.
  • Steigende Zinsen sind für den Goldpreis erst dann problematisch, wenn die Anleiherenditen die Inflation übertreffen sollten. In Deutschland sind wir von einem solchen Szenario noch weit entfernt.
  • Höhere Zinsen würden die Schuldentragfähigkeit gefährden sowie die Bonität der Anleiheemittenten belasten und somit zu einem erhöhten Ausfallrisiko bei Anleihen führen.

Fazit: Das Schutzbedürfnis der Investoren scheint in den vergangenen Wochen und Monaten zwar nachgelassen zu haben, auf die Notwendigkeit, über den Kauf von Gold Vermögens-, Krisen- und Inflationsschutz zu betreiben, trifft dies jedoch nicht zu. So gesehen sollten auf Risikovorsorge bedachte Anleger, die gefallenen Goldpreise eher als Chance und weniger als Risiko begreifen.

Mit Blick auf das zweite Halbjahr traut pro aurum-Mitgründer Robert Hartmann Silber besonders viel zu. Er sagt: „Ich gehe davon aus, dass sich das Gold/Silber-Ratio in den nächsten fünf Jahren tendenziell nach unten bewegen wird. Dies bedeutet, dass sich Silber besser entwickeln sollte als Gold.“ Angesichts der sehr hohen Volatilität (Kursschwankungsintensität) sei das weiße Edelmetall aber nichts für schwache Nerven. Kursschwankungen von fünf Prozent und mehr pro Tag seien keine Seltenheit.

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Written by pro aurum Kilchberg ZH

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