Gold profitiert von permanenter Krisenstimmung kaum
Erst Corona und dann auch noch der russische Überfall auf die Ukraine — dies alles hat die Stimmung innerhalb der Wirtschaft sowie unter den Konsumenten in den vergangenen beiden Jahren stark belastet. Der Goldpreis zeigte sich davon bislang aber wenig beeindruckt.
Krieg, Corona und die Inflation belasten
Dass sich die Stimmung innerhalb der Wirtschaft sowie unter den Konsumenten derzeit im Keller befindet, sollte angesichts der aktuellen Nachrichtenlage niemanden sonderlich überraschen. Der im August veröffentlichte ZEW-Konjunkturausblick lieferte hierfür den besten Beleg. Mit minus 54,9 Zählern rutschte der Stimmungsindikator auf den niedrigsten Stand seit fast zehn Jahren ab. Für Deutschland (minus 55,3 Zähler) wurde sogar der schwächste Wert seit Oktober 2008 gemeldet. Nicht ganz so schlimm sehen die Konjunkturperspektiven der US-Wirtschaft aus. So rutschte der ISM-Einkaufsmanagerindex im Juli lediglich auf 52,8 Punkte ab und bewegt sich damit auf dem niedrigsten Niveau seit Juni 2020.
Als „richtig schlecht“ kann man aber vor allem die Stimmung unter den europäischen Konsumenten bezeichnen, schließlich markierte der von der Europäischen Kommission ermittelte Stimmungsindikator ein Allzeittief bei minus 27 Zählern, was vor allem auf die drei „Stimmungskiller“ Krieg, Corona und Inflation zurückzuführen war. Unter US-Konsumenten sehen die Perspektiven ähnlich düster aus, schließlich stürzte der von der Uni Michigan ermittelte Index zum Konsumentenvertrauen im Juni sogar auf ein Rekordtief.
Blue-Chip-Indizes wie DAX und Dow verzeichneten im Gegenzug lediglich moderate technische Korrekturen. Offensichtlich gehen die Investoren einmal mehr davon aus, dass die Notenbanken — wie in den Jahrzehnten zuvor — weiterhin „Herr der Lage“ bleiben werden. Die diesjährigen Tiefststände der beiden Leitindizes waren nämlich Ende 2020 bzw. Anfang 2021 letztmals erreicht worden und liegen damit nicht sonderlich lange zurück. In den vergangenen Wochen hat trotz gestiegener Zinsen und einer hartnäckig hohen Inflation der Risikoappetit der Investoren spürbar zugenommen. Dies lässt sich vor allem an der rasanten Rally unter Technologiewerten und Kryptowährungen ablesen. Derzeit drängt sich der Eindruck auf, dass der US-Dollar als „sicherer Hafen“ eine stärkere Anziehungskraft ausübt als Gold.
US-Zinsen bremsen den Goldpreis aus
In den vergangenen Monaten drückten an den Goldmärkten vor allem zwei Faktoren auf die Stimmung: der starke Dollar sowie die steigenden US-Zinsen. Seit März dieses Jahres hat die US-Notenbank die Leitzinsen um 225 Basispunkte nach oben geschraubt, während die EZB am 21. Juli mit 50 Basispunkten erstmals seit elf Jahren einen Zinsschritt nach oben beschlossen hat. Diese Zinsdivergenz sowie die wenig solide Finanzlage einiger EU-Mitgliedsstaaten haben den Dollar gestärkt und den Euro geschwächt. Die gestiegenen Opportunitätskosten bei Gold, die sich aus dem Zinsverzicht der Goldbesitzer ergeben, werden beim gelben Edelmetall immer wieder als „Bremsklotz“ genannt. Anleger sollten dabei zwei Dinge stets im Hinterkopf behalten. Erstens: Steigende Anleiherenditen gehen stets mit einem höheren Risiko einher, schließlich leiden unter den weltweit gestiegenen Schuldenbergen die Schuldentragfähigkeit bzw. Bonität der Anleiheemittenten. Zweitens: Die Noch-Weltleitwährung Dollar dürfte auf lange Sicht sukzessive an Bedeutung verlieren, da vor allem die zahlreichen autokratischen Staaten ihre Abhängigkeit vom US-Dollar reduzieren und die US-Währung schwächen möchten.
Potenzielle Folgen einer Rezession
In diesem Jahr haben sich die Rezessionssorgen zweifellos verstärkt. An den internationalen Goldmärkten könnte eine wirtschaftliche Schwächephase in bestimmten Marktsegmenten zwar das Interesse an Gold beflügeln, allerdings droht zugleich in anderen Bereichen eine rezessionsbedingte Belastung der Goldnachfrage. Welcher Einfluss dabei die größere Wirkung entfalten wird, lässt sich jedoch nur schwer prognostizieren.
Nachfolgend erfahren Sie, warum eine eintretende Konsum- bzw. Konjunkturschwäche den Goldpreis stimulieren könnte. Falls sich Anleihen, Aktien und Kryptowährungen im Zuge einer Rezession massiv verbilligen sollten, könnte bei vielen Investoren das Kaufargument „sicherer Hafen“ zu verstärkten Goldkäufen an den Terminmärkten, im ETF-Sektor sowie beim Handel von Barren und Münzen führen. In diesem Jahr hat die negative Korrelation aber kaum gegriffen und lediglich dazu geführt, dass sich Gold der rasanten Talfahrt der anderen Anlageklassen entziehen konnte. Erfahrungsgemäß werden bei starken Kurseinbrüchen an den Finanzmärkten vor allem riskante Anlageformen wie Aktien, Rohstoffe oder Kryptowährungen im großen Stil verkauft und die dadurch gewonnene Liquidität gegen defensive Assets wie zum Beispiel Gold eingetauscht. Stärker gegriffen hat in diesem Jahr zweifellos die negative Korrelation gegenüber dem Greenback und den Zinsen.
Eine markante Konsum- bzw. Konjunkturschwäche könnte unter Umständen aber auch die Goldnachfrage und somit auch den Goldpreis belasten. Die hohe Inflation führt dazu, dass Menschen aufgrund der steigenden Lebenshaltungskosten kaum noch Kapitalreserven bilden können. Sollten ihre verfügbaren Einkommen spürbar sinken, können sie sich die Krisenwährung Gold schlicht und einfach nicht mehr leisten. Sowohl Sparkassen als auch Volks- und Raiffeisenbanken weisen darauf hin, dass in Deutschland ein solches Negativszenario durchaus drohe. Laut DSGV-Präsident Helmut Schleweis rechnet der Verband, dass aufgrund der hohen Inflation bis zu 60 Prozent der deutschen Haushalte ihre gesamten verfügbaren Einkünfte für die Lebenshaltung ausgeben müssen. Vor einem Jahr lag diese Quote bei lediglich 15 Prozent.
Falls eine ähnliche Entwicklung auch in den beiden goldhungrigsten Ländern China und Indien eintritt, droht der globalen Schmucknachfrage eine markante Nachfrageschwäche. Im vergangenen Jahr erwies sich die Schmuckbranche mit 2.221 Tonnen übrigens als wichtigste Nachfragekraft. Ungefähr 47 Prozent der weltweiten Goldnachfrage wurde in diesem Marktsegment generiert. Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, geht davon aus, dass sich die Nachfrage in China in den nächsten Monaten wieder spürbar beleben wird, nachdem sie in diesem Jahr aufgrund der verordneten Lockdowns im Zuge der Null-Covid-Strategie Bremsspuren aufgewiesen hat.
Sollte sich die Stimmung unter den Konsumenten bzw. die Weltkonjunktur deutlich schwächer als erwartet entwickeln, könnte dies den Goldpreis aber auch aus einem weiteren Grund belasten. Falls sich nämlich Konsumenten aus Geldnot gezwungen sehen, ihren als „Notreserve“ gedachten Goldbesitz zu verkaufen, könnte dies den Goldpreis ebenfalls belasten. Robuste Arbeitsmärkte sowie der anhaltende Fachkräftemangel deuten aber gegenwärtig nicht auf ein solches Szenario hin.
Sinnvolle Strategie für Privatanleger
Anleger sollten sich bei der Analyse und Bewertung von Gold als Geldanlage weniger von aktuellen Marktgegebenheiten oder Entwicklungen leiten lassen, sondern stets das große Ganze im Blick behalten. Und da spricht kaum etwas gegen ein Goldinvestment. Das Beimischen von Gold innerhalb eines Portfolios wirkt sich dank seiner relativ niedrigen Volatilität und seiner Fähigkeit zur Diversifikation und der damit verbundenen Risikoreduktion wie ein „Stabilitätsanker“ aus. Im Grunde genommen kann man Gold jederzeit als kaufenswert einstufen. Wer das bei einem Einmalinvestment stets vorhandene Timingrisiko reduzieren möchte, sollte daher regelmäßig in den altbewährten Krisenschutz investieren. Wer diese Strategie „outsourcen“ bzw. „automatisieren“ möchte, findet übrigens in unserem Goldsparplan „pro aurum Tresorgold“ eine maßgeschneiderte Lösung.
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