Goldinvestments — mit und ohne Restrisiko
Die vom World Gold Council für den Monat Januar 2019 veröffentlichten Daten zur Entwicklung des globalen ETF-Marktes lieferten einige interessante Erkenntnisse. Mit Zuflüssen im Volumen von 71,9 Tonnen landeten den zweiten Monat in Folge mehr als 70 Tonnen in diesen „Goldvehikeln“.
Wichtige Besonderheiten von Papiergold
Bei dieser Form des Goldinvestments wurde in der Regel eigens eine Gesellschaft gegründet, um den Kauf bzw. Verkauf von Gold sowie das professionelle Verwahren und Management der physisch hinterlegten Goldpositionen und etwaiger Lieferansprüche zu bewerkstelligen. Das Wichtigste vorweg: Obwohl solche Finanzprodukte größtenteils mit physischem Gold hinterlegt sind, werden sie stets als Papiergold eingestuft. Dies liegt vor allem am sogenannten Kontrahentenrisiko. Wer hier in Gold investiert, vertraut nämlich darauf, dass, vereinfacht ausgedrückt, „alles mit rechten Dingen zugeht“. Man kann sie zwar als krisenresistenter einstufen als Futures & Optionen bzw. Zertifikate oder Hebelprodukte, hinter denen eine Terminbörse bzw. eine mehr oder weniger gesunde Bank steht. Mit dem Besitz einer Goldmünze oder eines Goldbarrens kann man physisch hinterlegte Gold-Wertpapiere aber dennoch nicht vergleichen.
Solche Finanzprodukte mit „Goldtouch“ verfügen zwar — verglichen mit Goldbarren und ‑münzen — über relativ geringe Handelsspannen zwischen Ankaufs- und Verkaufskursen und gelten zudem als ausgesprochen liquide; wer Gold weniger als Rendite- bzw. Spekulationsobjekt, sondern eher als langfristigen Vermögensschutz betrachtet, sollte sich aber über die potenziellen Risiken von Papiergold stets bewusst sein und deshalb nicht alles auf diese Karte setzen. Denn beim Eintreten des Worst-Case-Szenarios in Form eines Zusammenbruchs der globalen Finanzsysteme dürfte es selbst bei eingeräumtem Lieferanspruch schwierig werden, auf das Gold tatsächlich Zugriff zu erhalten.
Auf das Kleingedruckte achten
Laut World Gold Council waren im Januar in solchen Finanzkonstruktionen 2.512,8 Tonnen Gold im Gegenwert von 106,9 Milliarden Dollar investiert. 95 Prozent dieser Goldmenge ist auf Nordamerika (1.284,5 Tonnen) bzw. Europa (1.117,2 Tonnen) verteilt. Weil in Deutschland ein ETF ein Mindestmaß an Diversifikation bieten muss, heißen sie hier nicht ETF (Exchange Traded Fund), sondern ETC (Exchange Traded Commodity). Wir haben hinter deren Kulissen geblickt und zeigen Ihnen das oftmals außer Acht gelassene Kleingedruckte dieser Spezies von Goldinvestment auf.
Wer ein Goldinvestment beabsichtigt, sorgt sich häufig um die Stabilität der globalen Finanzsysteme. Deshalb sollte man sich vor dem Kauf eines „börsengehandelten goldenen Wertpapiers“ stets über dessen Konstruktion und Funktionsweise informieren. Dabei sollte vor allem das Kontrahentenrisiko besonders genau inspiziert werden. Denn was nützt das schönste Versprechen, wenn es nicht eingehalten werden kann? Vor diesem Hintergrund sollten auf Vermögensschutz bedachte Investoren Papiergold bevorzugen, bei dem das Kapital der Anleger mit physischem Gold hinterlegt wird und ein Lieferanspruch besteht. Sollte man auf der Suche nach einem börsennotierten Goldinvestment auf einen Anbieter stoßen, der lediglich die Goldperformance über ein sogenanntes Swap-Geschäft nachbildet, hinter dem sich häufig eine mehr oder weniger gesunde Bank verbirgt, ist Vorsicht angesagt. Im Falle eines Bankenrun, eines Bankensterbens oder einer Bankenkrise könnte den Besitzern solchen Papiergolds nämlich eine böse Überraschung drohen.
Lieferkosten alles andere als einheitlich
Grundsätzlich werden Gold-ETCs vor allem gehandelt und eher selten ausgeübt. Beim Marktführer Xetra-Gold, welches den in Euro umgerechneten Gegenwert von einem Gramm Gold repräsentiert, gab es seit der Emission im Dezember 2007 zum Beispiel etwas mehr als 1.000 Auslieferungen. Doch aufgepasst: Die Kosten hierfür sind nicht bei allen Banken identisch. Deshalb sollten sich Anleger nicht nur bei Xetra-Gold, sondern auch bei der eigenen Depotbank diesbezüglich schlaumachen. Auf der Website des Emittenten Deutsche Börse Commodities GmbH wird folgende wenig konkrete „Hausnummer“ genannt: „Die Lieferung von 1 kg Gold innerhalb Deutschlands ist ab 315 Euro möglich, außerhalb Deutschlands ab 2.950 Euro.“ Euwax Gold II, das Konkurrenzprodukt der Börse Stuttgart, bietet für Privatanleger erheblich interessantere Auslieferungsmodalitäten. Auf der Internetseite der Schwaben wird Folgendes kommuniziert: „Die physische Auslieferung in Form von Kleinbarren ist bei 100 Gramm Gold oder einem Vielfachen davon innerhalb Deutschlands kostenfrei.“ Außerdem fallen bei diesem Gold-Wertpapier keine jährlichen Gebühren an. Als Ausgleich fällt die Geld-/Brief-Spanne etwas höher aus. Für Goldfans mit langfristigem Anlagehorizont sollte dieser Nachteil allerdings kein größeres Problem darstellen.
Als ultimativer Krisenschutz dürfte unter besorgten Anlegern aber stets der tatsächliche Besitz von physischem Gold in Form von Barren oder Münzen gelten. Dessen Kontrahentenrisiko tendiert nämlich gegen null.
Bildrechte: © NathalieVanBergen / Fotolia
Originally published at newsroom.proaurum.de on March 6, 2019.
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