Goldpreis wechselt in den Seitwärtsmodus
Nachdem der Goldpreis Anfang August bei über 2.060 Dollar bzw. fast 1.750 Euro ein neues Rekordhoch markiert hatte, wechselte das gelbe Edelmetall vom steilen Aufwärtstrend erst einmal in den Seitwärtsmodus. Als Krisenwährung dürfte es weiterhin gefragt bleiben.
World Gold Council: Dickes Nachfrageminus
Ende Oktober veröffentlichte der World Gold Council aktuelle Zahlen zur globalen Entwicklung von Angebot und Nachfrage an den Goldmärkten. Bedingt durch Covid-19 überwogen im dritten Quartal 2020 zwar die Minuszeichen, in einigen Marktsegmenten gab es dennoch einen starken Nachfrageboom zu vermelden. Stark bergab ging es zum Beispiel mit der Gesamtnachfrage, bei der ein regelrechter Einbruch um 19,5 Prozent p. a. von 1.107,9 auf 892,3 Tonnen zu beklagen war. Weil der Minensektor pandemiebedingt Fördereinbußen hinnehmen musste, stellte sich beim Gesamtangebot ein Minus in Höhe von fast vier Prozent p. a. von 1.265,6 auf 1.223,6 Tonnen ein.
Die weltweite Goldnachfrage war in Q3 von zwei konträren Trends gekennzeichnet. Im Schmucksektor wirkte sich Corona durch die eingeschränkten Shopping-Möglichkeiten und die eingetrübten Konjunkturperspektiven ganz klar als Belastungsfaktor aus. Gegenüber dem Vorjahresquartal erfuhr die Schmucknachfrage einen massiven Einbruch von 468,1 auf 333,0 Tonnen (–28,9 Prozent). Besonders steil bergab ging es in den beiden wichtigsten Regionen Indien (–48 Prozent) und China (–25 Prozent).
Völlig gegensätzlich entwickelte sich hingegen die Nachfrage im Investmentsektor, in dem die Corona-Unsicherheiten zu einem signifikanten Nachfrageboom geführt haben. So verzeichnete bspw. der ETF-Sektor gegenüber Q3 2019 einen Anstieg der Nettozuflüsse von 258,7 auf 272,5 Tonnen (+5,3 Prozent p. a.), während beim Handel von Barren und Münzen sogar ein Zuwachs von 149,4 auf 222,1 Tonnen (+48,7 Prozent) registriert worden war. Ausgesprochen negativ überrascht hat allerdings der Notenbankensektor, wo erstmals seit fast zehn Jahren per Saldo Nettoverkäufe zu beobachten waren. So haben sich Nettokäufe in Höhe von 141,9 Tonnen (Q3 2019) in Nettoverkäufe von 12,1 Tonnen verwandelt, was vor allem auf die massiven Goldverkäufe der Türkei (22 Tonnen) und Usbekistans (35 Tonnen) zurückzuführen war.
US-Wahl und Impfstoff-Euphorie
Übergeordnet betrachtet konnte weder der US-Wahlausgang noch die Impfstoff-Euphorie dem Goldpreis eine nachhaltige Richtungsänderung verleihen. Für Robert Hartmann, einer der beiden Gründer von pro aurum, war bereits im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl klar, dass deren Ergebnis allenfalls kurzfristig Einfluss auf die Finanzmärkte nehmen würde. Unter fundamentalen Aspekten spricht das Umfeld auf mittlere und lange Sicht — losgelöst vom täglichen Marktrauschen — weiterhin für den Goldpreis. Er sagt: „In Zeiten negativer Realzinsen fallen zinstragende Anlageklassen für Investoren aus. Jeder Anleger, der eine positive Rendite erzielen möchte, ist heutzutage gezwungen, ins Risiko zu gehen.“ Wird bei der Geldanlage auf den Vermögens- bzw. Versicherungsschutz Gold verzichtet, erfordert dies starke Nerven. Edelmetallexperte Hartmann hat folgenden Tipp parat und empfiehlt: „Wer ruhiger schlafen möchte, investiert einen Anteil von fünf bis 20 Prozent seines Vermögens in Gold.“
Trotz aller zweifellos vorhandenen Unsicherheiten dürften in den kommenden Jahren zwei Dinge relativ sicher sein. Erstens: Wichtige Notenbanken werden ihre ultralockere Geldpolitik auf absehbare Zeit fortsetzen. Zweitens: Die Schuldenberge von Staaten, Unternehmen und Konsumenten werden nicht nachhaltig sinken. So warnte zum Beispiel der IWF auf seiner diesjährigen Online-Jahrestagung sogar Staaten, ihre Corona-Hilfen zu früh einzustellen. Falls doch, würden der Welt eine Welle von Unternehmenspleiten und Arbeitslosen drohen. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa bezeichnete das voreilige Einstellen staatlicher Rettungspakete sogar als ihre „größte Sorge“. Aktuell liegen die IWF-Weltkonjunkturprognosen für das Jahr 2020 bei minus 4,4 Prozent. Die entspräche dem stärksten Einbruch seit ungefähr 100 Jahren.
Für Robert Hartmann begann der Niedergang des Finanzsystems bereits vor mehr als einem Jahrzehnt. Seit der Finanzkrise 2008 werden die Anleihekäufe der wichtigsten Notenbanken nicht mehr in Milliarden, sondern Billionen gemessen. Besonders schlimm: Im Zuge der Corona-Pandemie haben sich die Stützungsaktionen von EZB, Fed & Co. nochmals deutlich verstärkt. Edelmetallprofi Hartmann sieht dies als großes Problem und sagt: „Wer glaubt, dass die Staaten diese Schulden einmal mit werthaltigem Geld zurückzahlen werden, der irrt sich. Dies wird über eine zunächst schleichende Inflation erreicht, die in den nächsten Jahren deutlich über das von allen Notenbanken avisierte Inflationsziel von jährlich zwei Prozent ansteigen wird.“
Robert Hartmann geht zudem davon aus, dass weltweit institutionelle Investoren immer noch in Gold unterinvestiert sind. Seine These lautet daher: Jedes Prozent dieser Anlegergelder, das in den Goldmarkt fließt, wird riesige Verwerfungen und eine länger anhaltende Knappheit verursachen, schließlich kann man Gold — im Gegensatz zu Geld — nicht beliebig vermehren. Er zieht folgendes Fazit und sagt: „Es würde mich nicht wundern, wenn wir in den kommenden Jahren — sowohl in Dollar als auch in Euro — weitere Goldpreisrekorde sehen werden. Nach wie vor wiegen bei Gold die Kaufargumente deutlich schwerer als die Verkaufsargumente.“
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