Goldreport 02/21: Start ins neue Kalenderjahr fällt holprig aus

pro aurum Kilchberg ZH
7 min readFeb 25, 2021
Bildrechte: ©Rand Refinery

Im Februar setzte der Goldpreis seine Korrekturphase fort und rutschte zeitweise auf den niedrigsten Wert seit zwei Monaten ab. Ein eindeutiger Trend lässt sich derzeit nicht ausmachen.

Gold geriet ein bisschen aus der Mode

Während im Februar DAX, Dow und Bitcoin neue Rekordhochs markierten, war Gold bei Investoren deutlich weniger gefragt. Zeitweise sah es so aus, als ob sich das Schutzbedürfnis der Anleger stark verflüchtigt hat und dessen wohltuende Wirkung auf das Gesamtrisiko eines Portfolios völlig vergessen wurde. So haben sich zum Beispiel beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares allein im Februar die gehaltenen Goldmengen von 1.160,13 auf 1.110,44 Tonnen (Stand: 23.02.21) um 4,3 Prozent reduziert, während sich laut Daten des Internetportals Bitcoin Treasuries im selben Zeitraum die Bitcoin-Bestände des bei institutionellen Investoren beliebten Grayscale Bitcoin Trust von 616.558 auf 649.130 Bitcoins (+5,3 Prozent) erhöht haben.

Um die Kryptowährung Bitcoin ist zum Beispiel ein regelrechter Hype entstanden, nachdem Tesla-Chef Elon Musk den Tausch von Firmengeldern im Volumen von 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoins angekündigt hatte. Dieser Trend ist allerdings nicht völlig neu, schließlich haben sich diverse börsennotierte Unternehmen bereits im vergangenen Jahr im großen Stil mit Bitcoins eingedeckt — allen voran MicroStrategy (aktuell: 71.079 Bitcoins). Durch die „schillernde Persönlichkeit“ von Tesla-Chef Musk, fiel das Medienecho und die anschließende Bitcoin-Kaufwelle jedoch besonders heftig aus. Mittlerweile hat die Kryptowährung Nummer Eins ihr Jahreshoch bei über 58.000 Dollar wieder deutlich unterschritten (aktuell: 49.4130 Dollar)

Für Robert Hartmann, einen der beiden Gründer von pro aurum, scheint aktuell die Kryptowährung Bitcoin von der Hochfinanz regelrecht „geadelt zu werden“. Er führte den Hype um Bitcoin & Co. aber auch auf die Zahlungsabwickler PayPal und Square sowie die Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard zurück, die ihren Kunden den Zugriff auf Bitcoins bereits ermöglicht haben bzw. dies planen. Außerdem merkt Hartmann an, dass sich mittlerweile auch der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock sowie Morgan Stanley und die Bank New York Mellon positiv über Kryptowährungen geäußert haben.

Nach Ansicht von Robert Hartmann führt der Hype dazu, dass viele — insbesondere jüngere Leute Kryptowährungen dem Gold vorziehen. Er sagt: „So gesehen sind Bitcoin & Co. durchaus Konkurrenten für das gelbe Edelmetall. Meiner Meinung nach weisen beide Anlageklassen sehr individuelle Vor- und Nachteile auf, wodurch auch beide ihre Berechtigung haben.“ Persönlich verstehe er zwar wenig von der dahinterliegenden Technik, er ist aber überzeugt, dass rund zehn Prozent der aktuell handelbaren Kryptos bleiben und sich gut entwickeln werden. Welche das sein werden, vermag er jedoch nicht vorherzusagen. Deshalb sollten Investitionen in diesem Segment breit gestreut und mit kleineren Summen erfolgen.

Zinsängste und Inflationssorgen nehmen zu

Gelitten hat die Krisenwährung Gold aber auch unter dem markanten Anstieg der US-Renditen. Bei US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit stellte sich seit Ende Dezember ein Zinsanstieg von 0,919 Prozent auf in der Spitze 1,41 Prozent ein, den höchsten Stand seit über zwölf Monaten. Dadurch haben sich beim Goldpreis die Opportunitätskosten, die Goldbesitzern durch den Verzicht auf die Zinseinnahmen entstehen, deutlich erhöht und im Gegenzug das Interesse an Goldinvestments abflauen lassen. Steigende Zinsen sind aufgrund der höheren Finanzierungskosten aber auch Gift für die Aktienmärkte. Sollten diese in deutlich tiefere Regionen zurückfallen, könnte das Argument „sicherer Hafen“ dem Goldpreis zu einem Comeback verhelfen.

Ein Comeback kann man im Februar auch der Inflation attestieren, wenngleich derzeit lediglich darüber diskutiert wird. Sobald die Konjunktur wieder anspringt und sich der Konsumstau aufzulösen beginnt, stellt sich jedoch folgende Frage: Was passiert mit den Preisen? Die Deutsche Bundesbank weiß, wohin die Reise der Verbraucherpreise gehen wird — nach oben. Ihr Präsident Jens Weidmann geht davon aus, dass die Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz und die neue CO2-Steuer zu einem kräftigen Anstieg der deutschen Inflationsrate führen wird, zumal sich der Ölpreis seit dem Jahreswechsel um über 20 Prozent und diverse Industriemetalle ebenfalls markant verteuert haben. Laut Weidmann sei bereits zum Jahresende ein Überschreiten der Marke von drei Prozent möglich.

Edelmetallexperte Robert Hartmann weist darauf hin, dass gegenwärtig die Finanzanalysten die Steigerung der Nominalzinsen sehr stark beachten und die deutlich gestiegenen Inflationserwartungen bzw. Inflationsraten hingegen eher ignorieren. Er erinnert daran, dass sich der Goldpreis in den 80er-Jahren selbst bei US-Anleiherenditen von über 15 Prozent erheblich verteuert hat. Der Grund: Damals haben die Inflationserwartungen sogar das enorm hohe Zinsniveau übertroffen. In den vergangenen Monaten haben die Verantwortlichen der weltweit wichtigsten Notenbanken stets betont, dass steigende Inflationsraten nicht automatisch zu einer Zinserhöhung führen werden. Edelmetallprofi Hartmann zieht deshalb folgendes Fazit und sagt: „Nach Abzug der Inflation werden die realen Zinsen noch deutlicher ins Negative abgleiten. Das ist der Nährboden für den nächsten Kursanstieg bei Gold und Silber.“

Gold überzeugt durch relativ niedrige Volatilität

Angesichts der pandemiebedingten Risiken kann man derzeit auch den Goldmärkten eine gewisse Verunsicherung attestieren. Volatilitätsindizes fungieren als finanzmathematisches Risikomaß und bringen die Kursschwankungsintensität des Goldpreises und damit dessen Verlustrisiko zum Ausdruck. Während der CBOE-Goldvolatilitätsindex 2019 Jahrestiefs von unter 10 Prozent und 2020 im Tief bei 15 Prozent notierte, sind wir mittlerweile bei 19 Prozent angelangt. Damit gilt ein Goldinvestment dennoch als weniger riskant als ein Investment in den S&P-500-Index (VIX: 25,4 Prozent), Silber (VXSLV: 48,8 Prozent) oder Rohöl (OVX: 40,9 Prozent).

Der Start ins neue Kalenderjahr fiel bei Gold zweifellos etwas holprig aus. Sowohl an den Terminmärkten als auch im ETF-Sektor herrschte erhöhtes Abgabeinteresse. Angesichts der Tatsache, dass sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks Unmengen von Euros und Dollars aus dem Nichts geschaffen und in Umlauf gebracht werden, dürfte das Schutzbedürfnis verunsicherter Anleger sich kaum in Wohlgefallen auflösen. Sollte das schnelle Durchimpfen weiter Bevölkerungsteile gelingen, dürfte der Weltwirtschaft ein kräftiger Rebound gelingen. Dieser würde sich höchstwahrscheinlich auch auf die Goldnachfrage positiv auswirken.

Robert Hartmann weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die globale Goldnachfrage auch im Jahr 2020 relativ robust war. Es wäre noch mehr gekauft worden, wären im März und April die internationalen Lieferketten nicht zerbrochen. Er sagt: „In Asien steht die Wirtschaft deutlich besser da als in Europa oder in den USA. Ich bin davon überzeugt, dass die Asiaten einen Teil Ihrer Einkommen in Edelmetalle investieren werden.“ Sollten sich die Kurse in den nächsten Tagen und Wochen weiter nach unten entwickeln, dürfte deren Goldhunger besonders stark ausfallen, schließlich gelten Asiaten sind in der Regel als sehr preissensitiv und kaufen ungern in der Nähe von Allzeithochs.

Februar: Mehraufwand durch Lockdown

Bedingt durch den Lockdown war der Februar für die Mitarbeiter wieder einmal sehr arbeitsintensiv. Weil sämtliche Standorte für unsere Kunden für Direktgeschäfte geschlossen sind, verlagert sich das Edelmetallgeschäft auf unseren Onlineshop. Dieser läuft — wie im vergangenen März und April — unter Volllast. Weil ein Online-Auftrag sechs bis sieben Stationen durchläuft, ist dessen Abwicklung wesentlich aufwendiger und somit zeitintensiver als ein Kassageschäft an einem Standort. Unser Ziel ist es, die Zeiten bis zur Auslieferung bzw. Abholung der Ware möglichst kurz zu halten. Dennoch müssen unsere Kunden derzeit mit einer um drei bis vier Tage längeren Lieferzeit als in normalen Zeiten rechnen.

Hinweis in eigener Sache: Die Verfügbarkeit einiger Bestseller ist nach wie vor eingeschränkt. Dementsprechend hoch fallen im historischen Vergleich die Aufgelder aus. Aktuell gehen wir nicht davon aus, dass sich dies in den nächsten drei bis vier Wochen substanziell ändern wird.

Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum

Im Februar haben sich an der Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum 1.008 Anleger (Januar: 600 Teilnehmer) beteiligt. Mit der Kaufbereitschaft ging es erneut leicht bergab, was sich an der von 45,7 Prozent auf 44,6 Prozent reduzierten Quote ablesen lässt. Selbiges trifft auch auf die Vertreter einer abwartenden Haltung ein. Hier stellte sich gegenüber dem Vormonat ein Rückgang von 49,3 Prozent auf 48,8 Prozent der Befragten ein. Deutlich verstärkt hat sich unter Anlegern indes die Verkaufsbereitschaft, wo innerhalb eines Monats ein Plus von 5,0 auf 6,6 Prozent verzeichnet worden war.

Keine sonderlich starken Veränderungen haben sich bei der Frage nach der Bewertung der aktuellen Edelmetallpreise zu beobachten. Mit 63,8 Prozent lag diese Quote nur leicht unter dem Januarwert von 64,2 Prozent. Auch die Ansicht, dass Edelmetalle derzeit fair bewertet seien, hat kaum an Zuspruch verloren, schließlich war hier lediglich ein leichter Rückgang von 28,4 auf 26,8 Prozent registriert worden. Leicht verstärkt hat sich die Ansicht, dass Edelmetalle aktuell überbewertet seien. Nachdem im Januar 7,4 Prozent der Befragten diese Meinung vertreten haben, zog diese Quote im Februar auf 9,4 Prozent an.

Hinsichtlich der weiteren Preisentwicklung der Edelmetalle im kommenden Quartal rechnet weiterhin eine Mehrheit mit einer Seitwärtstendenz. Gegenüber Januar stellte sich allerdings ein leichter Rückgang von 48,2 auf 45,1 Prozent ein. Der Anteil der Optimisten, die steigende Edelmetallpreise prognostizieren, hat sich hingegen von 42,7 auf 44,7 Prozent erhöht. Fallende Preise werden nach wie vor lediglich von einer Minderheit erwartet. Hier gab es im Berichtszeitraum ein Zuwachs von 9,1 auf 10,2 Prozent zu vermelden.

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