Goldreport 05/21: Gold profitiert von Inflationsängsten

pro aurum Kilchberg ZH
7 min readMay 28, 2021

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Bildrechte: ©pro aurum

Im Zuge wachsender Inflationssorgen tendierte der Goldpreis im Mai deutlich bergauf und weist dadurch den zweiten Monatsgewinn in Folge aus. Bislang beläuft sich das Plus auf mehr als sieben Prozent (Stand: 27. Mai).

US-Geldentwertung klettert über vier Prozent

Damit hatte kaum ein Analyst gerechnet. Im April beschleunigte sich in den USA die Inflationsrate von 2,6 Prozent (März) auf 4,2 Prozent p.a., den höchsten Stand seit 13 Jahren. Analysten rechneten mit einer Teuerung in Höhe von „lediglich“ 3,6 Prozent. Verantwortlich für diesen Schock war ein Cocktail verschiedener Faktoren. Ein durch wirtschaftliche Lockerungsmaßnahmen ausgelöster Nachfrageschub, sprunghaft steigende Rohstoffpreise — insbesondere im Energiesektor — sowie diverse Angebotsengpässe waren hierfür hauptverantwortlich. Als weiterer Inflationstreiber gilt aber auch die Entwicklung der globalen Frachtraten. Gegenüber 2019 haben sich die Container-Frachtraten für wichtige Transportrouten zwischen 136 Prozent (China — US-Ostküste) und 475 Prozent (China — Nordeuropa) verteuert.

In Deutschland fiel der Inflationsschub angesichts einer April-Inflation von „lediglich“ zwei Prozent p.a. zwar weniger heftig aus, da im vergangenen Jahr von Juli bis Dezember aber Teuerungsraten von null bzw. weniger als null Prozent gemeldet wurden, war auch hier ein kräftiger Inflationsschub registriert worden. Für deutsche Sparer, die für ihr Geldvermögen ohnehin seit Jahren keine nennenswerten Zinsen erhalten oder unter Umständen sogar Strafzinsen bezahlen müssen, ergeben sich daraus zwei große Nachteile. Erstens: Ihr Geldvermögen erleidet massive Kaufkraftverluste. Zweitens: Die Kosten für Lebenshaltung steigen deutlich stärker als gewohnt. Somit kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die „finanzielle Repression“ sich immer schmerzhafter bemerkbar macht.

Ein seit Generationen bewährtes Rezept stellt der Kauf von Gold dar. Einerseits führt das ultraniedrige Zinsniveau zu niedrigen Opportunitätskosten, schließlich fällt Goldbesitzern dadurch der Zinsverzicht bei Staatsanleihen bester Bonität besonders leicht. Andererseits wird das gelbe Edelmetall in „stürmischen Zeiten“ seiner Rolle als „sicherer Hafen“ gerecht, schließlich überlebte Gold in physischer Form bislang jede Krise und jeden Krieg und ging daraus häufig gestärkt hervor.

Robert Hartmann, einer der beiden Gründer von pro aurum, meint, dass die Entwicklung der offiziellen Inflationsraten niemand wirklich überrascht haben sollte. Die Rettungspakete der Notenbanken in den vergangenen Jahren und speziell nach Ausbruch der Corona-Pandemie würden jetzt ihre Wirkung entfalten. Der Edelmetallprofi sagt: „Per Definition ist Inflation die Ausweitung der Geldmenge. Und davon haben wir seit Jahren jede Menge gesehen. So wurde die Kaufkraft des Geldes sukzessive beschnitten und jetzt jagt mehr Kapital eine geschrumpfte Gütermenge — ein klassischer Fall von Inflation.“ Zweifellos sei dies auch Basiseffekten geschuldet ist. Von den Spitzenwerten bei der Inflationsrate werden wir ab Herbst daher wieder etwas herunterkommen. „Meiner Meinung nach wird die Inflation aber dauerhaft oberhalb des von der EZB genannten Inflationsziels von zwei Prozent verharren. Dies bedeutet, dass die Realrenditen der Sparer deutlich negativer ausfallen dürften als zuletzt“, erklärt Hartmann. Für ihn sei dies ist das perfekte fundamentale Umfeld für die monetären Edelmetalle Gold und Silber!

ETFs und Terminmärkte unter der Lupe

Sowohl im Marktsegment ETFs als auch an den Terminmärkten feierte im Mai das Kaufinteresse ein starkes Comeback. Laut Daten des World Gold Council (WGC) gab es in den Monaten Februar (minus 84,3 Tonnen), März (minus 105,6 Tonnen) und April (minus 18,3 Tonnen) Goldabflüsse von insgesamt mehr als 208 Tonnen zu vermelden. Dieser „Aderlass“ scheint nun zu enden, schließlich verzeichneten die globalen Gold ETFs für die ersten drei Wochen im Mai Gold-Zuflüsse von immerhin 47,8 Tonnen. Der im vergangenen Jahr erzielte Rekordwert dürfte angesichts der bisherigen Abflüsse aller Voraussicht nach aber nicht erreicht werden. Bis dato hat dies dem Goldpreis angesichts einer Jahresperformance von aktuell plus 0,2 Prozent aber kaum geschadet.

Eine ähnlich positive Tendenz konnte man auch an der weltweit wichtigsten Terminbörse Commodity Exchange beobachten. Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission ein Update zur aktuellen Stimmung unter den verschiedenen Marktakteuren. Mit aktuell 520.400 Futures kletterte zum Beispiel die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) auf den höchsten Stand seit drei Monaten. Besonders interessant: Große Terminspekulanten (Non-Commercials) wetten wieder verstärkt auf einen steigenden Goldpreis, was sich am Anstieg ihrer Netto-Long-Position (mehrheitlich optimistisch gestimmt) auf das Dreimonatshoch von 198.900 Kontrakte ablesen lässt.

Für Robert Hartmann stellt sich die Lage an den Finanzmärkten aktuell folgendermaßen dar: Die von den Notenbanken aus dem Nichts erzeugte Liquidität schwappt von einem Markt zum anderen. Unterm Strich sind somit alle Anlageklassen gestiegen. Er stellt derzeit fest, dass nach der seit den historischen Höchstkursen im August 2020 erfolgten Korrektur unter den Edelmetallmarkt-Profis nun wieder Kauflaune aufkommt. Er erklärt: „Viele haben sich bei der heftigen Korrektur an den Kryptomärkten die Finger verbrannt und steuern nunmehr wieder die sicheren Häfen der Edelmetalle an. Der rasante Anstieg der offiziellen Inflationsraten flankiert die Aufwärtsbewegung des Goldpreises.“ Dies würden immer mehr Investoren erkennen und sich in Edelmetalle einkaufen. Der erfahrene Edelmetallexperte geht davon aus, dass dieser Trend in den nächsten Monaten anhalten wird.

Gold überzeugt mit unterdurchschnittlicher Vola

Der Goldpreis zeichnet sich derzeit — insbesondere bei einem Vergleich mit dem Bitcoin — durch seine attraktive (weil niedrige) Kursschwankungsintensität (neudeutsch: Volatilität) aus, die in der Finanzwelt als Risikobarometer fungiert. Selbst die besonders beliebte Anlageklasse „Aktien“ kann da nicht mithalten. Trotz der Diversifikation auf mehrere Aktien weisen zahlreiche Blue-Chip-Indizes ein höheres Risiko als ein Goldinvestment aus. Dank dem US-Terminbörsenbetreiber Chicago Board Options Exchange (CBOE) kann man sich über die aktuellen Investmentrisiken jederzeit schnell und einfach informieren. Er veröffentlicht nämlich fortlaufend zahlreiche Volatilitätsindizes über die unterschiedlichsten Anlageklassen bzw. Basiswerte. Aktuell weist zum Beispiel der CBOE-Gold-Volatilitätsindex (GVZ), der sich auf Basis von Optionspreisen diverser Gold-ETFs errechnet einen Wert von lediglich 16,8 Prozent aus. Besonders interessant: Volatilitätsindizes auf den S&P-500-Index (VIX: 17,4 Prozent) oder den Nasdaq-100 (VXN: 22,4 Prozent) zeigen trotz ihres Diversifikationseffekts ein höheres Risiko an.

Beim Thema „Volatilität“ merkt Robert Hartmann folgendes an und sagt: „Natürlich will man in Anlageklassen investiert sein, die eine überschaubare Schwankungsbreite aufweisen. Kurseinbrüche von 50 Prozent wie sie im Mai bei Bitcoin & Co zu sehen waren, halten nur wenige Anleger durch.“ Trotz allem empfiehlt Hartmann aber weiterhin, an dem eisernen Prinzip der Diversifizierung eines Portfolios festzuhalten. Sein Appell lautet daher: „Legen Sie nicht alle Eier in ein Nest, sondern verteilen Sie Ihr Vermögen auf drei bis vier Anlageklassen.“ Bei Edelmetallen hält er aktuell eine Gewichtung von 15 bis 20 Prozent für sinnvoll, davon 80 Prozent in Gold und 20 Prozent in Silber. Mit diesem Mix könne man dann gut schlafen.

Mai: Appetit auf Edelmetalle ungebrochen

Auch im Mai kann man das Orderaufkommen bei pro aurum nach wie vor als sehr ansprechend und historisch betrachtet sehr hoch bezeichnen. Pandemiebedingt laufen mehr als 70 Prozent aller Aufträge über unseren Onlineshop. Hier ist die Zeit für die Auftragsabwicklung natürlich länger als bei einem Schaltergeschäft. Im Durchschnitt brauchen wir nach dem Zahlungseingang aktuell rund zwei Tage, bis die Waren an unsere Logistikpartner übergeben werden können. Bei der Beschaffung sogenannter “Fractionals” — also bei den Kapitalanlagemünzen in den Größen 1/2 Unze, 1/4 Unze und 1/10 Unze — gibt es weiterhin Lieferengpässe. Dies liegt daran, dass sich die Produzenten wegen der global sehr hohen Nachfrage auf die Herstellung von Unzenmünzen fokussieren.

Die Aufgelder für die wichtigsten Gattungen haben sich im Monatsvergleich kaum verändert. Historisch betrachtet führt die knappe Angebotssituation zu tendenziell höheren Aufgeldern. Mit der Silbernachfrage ging es im Mai weiter deutlich nach oben, wodurch hier vor allem eines generiert wurde: Knappheit. Bei Goldbarren erwiesen sich die Gewichtskategorien 100 Gramm und 250 Gramm als Bestseller, bei Goldmünzen wurden vor allem „Maple Leaf“- und „Krügerrand“-Münzen besonders rege gekauft. Im Marktsegment Silbermünzen waren im Grunde genommen sämtliche gerade verfügbaren differenzbesteuerten Silberunzen stark gefragt.

Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum

An der Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum haben im Mai 2.343 Personen (April: 1.407 Teilnehmer) teilgenommen. Auch im „Wonnemonat“ ging es mit dem Kaufinteresse bergauf. Gegenüber dem Vormonat war ein Anstieg von 56,2 Prozent auf 58,1 Prozent registriert worden. Bei Anlegern, die gegenüber Edelmetallen eine abwartende Haltung einnehmen, stellte sich hingegen ein leichter Rückgang von 38,7 auf 37,0 Prozent ein. Ausgesprochen gering fiel im Mai mit 4,9 Prozent (April: 5,1 Prozent) die Verkaufsbereitschaft der Befragten aus.

Hinsichtlich der Bewertung der aktuellen Edelmetallpreise war eine große Mehrheit von 68,4 Prozent (Vormonat: 63,3 Prozent) der Umfrageteilnehmer der Meinung, dass Edelmetalle derzeit unterbewertet seien. Eine faire Bewertung sehen derzeit 22,8 Prozent der Befragten, nachdem im April noch eine Quote von 25,6 Prozent gemeldet worden war. Ebenfalls gelitten hat die Einschätzung, dass Edelmetalle aktuell überbewertet seien. Hier stellte sich im Berichtszeitraum nämlich ein signifikanter Rückgang von 11,1 auf 8,8 Prozent ein.

Bei der Frage nach der weiteren Preisentwicklung der Edelmetalle im kommenden Quartal überwog weiterhin der Optimismus. Mittlerweile erwartet eine große Mehrheit von 57,6 Prozent (April: 50,4 Prozent) eine Aufwärtstendenz. Eine Seitwärtstendenz wird aktuell von 32,7 Prozent der Anleger prognostiziert, nachdem im April noch eine Quote von 37,3 Prozent registriert worden war. Pessimisten sind gegenwärtig eindeutig in der Minderheit, schließlich erwarten derzeit lediglich 9,7 Prozent (April: 12,3 Prozent) fallende Edelmetallpreise.

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Written by pro aurum Kilchberg ZH

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