Goldreport 06/21: Sommerliches Kursgewitter temporärer Natur
Im Juni hat der Goldpreis in der Spitze mehr als 150 Dollar. Seit dem Jahreswechsel beläuft sich das Minus damit auf 6,3 Prozent (Stand: 29. Juni). Hauptverantwortlich für die jüngste Negativtendenz war die US-Notenbank Fed.
US-Notenbank: Paukenschlag von Powell
Die Fed-Sitzung Mitte Juni dürfte fielen Anleger noch lange in Erinnerung bleiben, da vor allem Aktien sowie die beiden Edelmetalle Gold und Silber stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. US-Notenbanker haben nämlich für Ende 2023 zwei Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte in Aussicht gestellt und dadurch an den Finanzmärkten für Verunsicherung und sinkende Kurse gesorgt. Bislang war in den kommenden beiden Jahren nämlich mit keinen Zinsschritten gerechnet worden. Auf die Stimmung drückte zudem die Diskussion um ein Zurückfahren der Anleihekäufe (Tapering). Zur Erinnerung: Allein die Fed kauft gegenwärtig Monat für Monat Anleihen im Volumen von 120 Milliarden Dollar auf. Etwas „bescheidener“ agiert die Europäische Zentralbank. Deren Liquiditätshilfen belaufen sich derzeit auf monatlich 80 Milliarden Euro.
Mittlerweile ging diese Geldflut mit einem markanten Inflationsschub einher. Allein in den USA kletterte die Geldentwertung (Mai) mit 5,0 Prozent p.a. auf den höchsten Stand seit August 2008. Wichtig zu wissen: Vor zwölf Monaten lag die Inflationsrate noch bei lediglich 0,1 Prozent. Dieser Trend war — wenngleich in abgeschwächter Form — auch in Deutschland zu beobachten, wo sich die Teuerung im selben Zeitraum von 0,6 auf 2,5 Prozent p.a. beschleunigt hat. Notenbanker dies- und jenseits des Atlantiks werden nicht müde, den jüngsten Inflationsschub als vorübergehende Erscheinung einzuordnen. In den vergangenen Wochen scheint die Finanzwelt dieser Einschätzung offensichtlich zu folgen, schließlich war der Inflationsschutz Gold eher „out“. Möglicherweise erweist sich aber auch diese Entwicklung als temporäres Phänomen.
Robert Hartmann, einer der beiden Gründer von pro aurum, gibt beim Thema Geld- und Zinspolitik folgendes zu Bedenken und sagt: „Der Zins ist bekanntlich der Preis des Geldes. Und wenn das Geld keinen Preis mehr hat — was ist es dann noch wert?“ Nachdem die Inflationsraten in den USA kräftig gestiegen sind, rutschten die realen Zinsen — also das Zinsniveau abzüglich der Inflationsrate — in deutlich negatives Terrain. „Deshalb spielt eine mögliche Zinserhöhung in den USA im Jahr 2023 auf ein Prozent oder ein bisschen mehr keine Rolle“, ist der Edelmetallprofi überzeugt. Solange es am Zinsmarkt für die Anleger (inflationsbereinigt) nichts zu holen gibt, werden davon vor allem die Sachwerte profitieren. Des Weiteren erklärt er: „Ich denke, dass wir bei Gold und Silber nach der jüngsten Korrektur — insbesondere für langfristig orientierte Anleger — gegenwärtig interessante Einstiegsniveaus sehen.“
Deutsche Anleger „schwören“ weiterhin auf Gold
Nach einer Hyperinflation und mehreren Währungsreformen scheinen sich die Vorteile von Gold in das kollektive Gedächtnis der Deutschen eingebrannt zu haben. Im weltweiten Vergleich gelten deutsche Privatanleger überwiegend als relativ risikoavers mit einer stark ausgeprägten Vorliebe für das gelbe Edelmetall. Laut einer im Jahr 2019 durchgeführten globalen Goldumfrage des World Gold Council waren zum Beispiel 64 Prozent der Deutschen der Ansicht, Gold sei eine gute Absicherung gegen Inflation und Währungsschwankungen. Für 61 Prozent war zudem klar, dass Gold auf lange Sicht niemals seinen Wert verlieren werde. Zum selben Ergebnis kam übrigens auch die von pro aurum in Auftrag gegebenen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa. In einer im Juni durchgeführten repräsentativen Erhebung stimmten 73 Prozent der Umfrageteilnehmer der Aussage zu, dass Gold eine gute Ergänzung zu anderen Geldanlagen sei. Immerhin 71 Prozent waren der Meinung, dass Gold als sichere Geldanlage anzusehen sei.
Deutsche Anleger kaufen Gold in Form von Barren und Münzen nicht in erster Linie, um hohe Gewinnchancen wahrzunehmen, vielmehr sehen sie vor allem den Schutzcharakter des Edelmetalls als wichtiges Kaufargument. Gold hat sich seit Generationen als Krisenschutz, Vermögensschutz und Inflationsschutz bestens bewährt. Und die erzielte Rendite kann sich bei Gold auch sehen lassen, schließlich hat sich sein Preis in den vergangenen 20 Jahren ungefähr versechsfacht. Es sieht zwar gegenwärtig danach aus, dass die Notenbanken noch „Herr der Lage“ sind und die ungesunden Entwicklungen hinsichtlich Geldflut, Schulden und Inflation beherrschbar bleiben, auf Risikovorsorge via Gold und Silber sollte in Zeiten wie diesen dennoch niemand verzichten.
Für Robert Hartmann stellte es keine Überraschung dar, dass Anleger bei der forsa-Umfrage Aktien das höchste Gewinnpotenzial eingeräumt haben. Es handle nämlich um ein globales Phänomen, dass Kleinanleger verstärkt in die Aktienmärkte drängen, schließlich gibt es am Zinsmarkt nichts mehr zu verdienen. Er sagt: „Wer Rendite haben will, muss ins Risiko gehen! Mich verwundert, dass angesichts der guten Umfragewerte von Gold in den vergangenen Jahren nicht mehr Menschen Edelmetalle im Portfolio haben. Naja, die Masse kommt ja bekanntlich immer erst im Finale!“
„In Gold We Trust“: Expertise par excellence
Dass Gold jedem Portfolio gut zu Gesicht steht, wird mittlerweile von vielen Vermögensexperten kommuniziert. Ronald Stöferle und Mark Valek von der Liechtensteiner Vermögensverwaltung Incrementum AG weisen bereits seit 15 Jahren auf die mit einem Goldinvestment verbundenen Vorteile hin. Anfang Juni wurde die 15. Ausgabe des jährlich erscheinenden „In Gold We Trust“-Reports unter dem Titel „Der monetäre Klimawandel“ veröffentlicht. Die Studie über Geld und Gold ist in zwei Varianten erhältlich: Die ausführliche Version (Extended Version) verfügt über einen Umfang von über 350 Seiten, während in der Kompaktversion die wichtigsten Erkenntnisse auf 24 Seiten komprimiert sind. Besonders interessant: Beide Publikationen können unter www.ingoldwetrust.report kostenlos heruntergeladen werden.
Für Robert Hartmann stellt der „In Gold We Trust“-Report die mit Abstand beste und umfassendste Analyse dar, die es für Edelmetalle gibt. Er weist darauf hin, dass die Macher der Studie die Entwicklungen der vergangenen 15 Jahre recht gut antizipiert haben und sagt: „Ich freue mich jedes Jahr auf die Veröffentlichung und nehme mir sehr lange Zeit, das gesamte Werk ausgiebig zu studieren.“ Fazit: Eine Pflichtlektüre für alle, die ihr Vermögen auf lange Sicht schützen möchten.
Juni: Keine Spur von Nachfrageschwäche
Im ersten Halbjahr bewegte sich die Kundennachfrage stets auf sehr ansprechendem Niveau und hat bei pro aurum zu einer sehr guten Auslastung geführt. Leider gibt es nach wie vor Lieferengpässe bei einigen beliebten Goldmünzen — vor allem bei den so genannten Fractionals, also den Münzen in den Gewichtseinheiten eine halbe Unze, eine Viertel Unze und eine Zehntel Unze.
Mit Blick auf das zweite Halbjahr traut Robert Hartmann Silber besonders viel zu. Er sagt: „Ich gehe davon aus, dass sich das Gold/Silber-Ratio in den nächsten fünf Jahren tendenziell nach unten bewegen wird. Dies bedeutet, dass sich Silber besser entwickeln sollte als Gold.“ Angesichts der sehr hohen Volatilität (Kursschwankungsintensität) sei das weiße Edelmetall aber nichts für schwache Nerven. Kursschwankungen von fünf Prozent und mehr pro Tag seien keine Seltenheit.
Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum
Im Juni haben sich 1.469 Anleger an der Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum (Mai: 2.343) beteiligt. Im Zuge der Goldpreisschwäche hat das Kaufinteresse leicht nachgelassen. Während im Mai noch 58,1 Prozent der Befragten Kaufinteresse signalisiert hatten, rutschte diese Quote im Juni auf 51,9 Prozent ab. Deutlich erhöht hat sich hingegen die Anzahl derer, die gegenüber Edelmetallen eine abwartende Haltung einnehmen. Hier war nämlich gegenüber dem Vormonat ein kräftiger Zuwachs von 37,0 auf 44,8 Prozent registriert worden. Besonders interessant: Trotz der Preisschwäche bei Gold & Co. hat sich die Verkaufsbereitschaft von 4,9 auf 3,3 Prozent reduziert.
Bei der Frage nach der Bewertung der aktuellen Edelmetallpreise dominierten im Juni nach wie vor die Optimisten das Geschehen. Unterbewertete Edelmetallpreise sehen derzeit 65,9 Prozent (Vormonat: 68,4 Prozent) der Umfrageteilnehmer. Eine faire Bewertung attestieren derzeit 24,3 Prozent der Befragten, nachdem sich im Mai noch eine Quote von 22,8 Prozent eingestellt hatte. Die Ansicht, dass Edelmetalle aktuell überbewertet seien, vertreten gegenwärtig 9,8 Prozent der Anleger (Vormonat: 8,8 Prozent).
Hinsichtlich der weiteren Preisentwicklung der Edelmetalle im kommenden Quartal gab es im Juni beim Optimismus einen heftigen Einbruch zu vermelden. Während im Mai noch 57,6 Prozent der Befragten steigende Edelmetallpreise prognostiziert hatten, sank diese Quote auf nur noch 41,2 Prozent ab. Ein ähnlich hoher Wert wurde bei der Prognose eines Seitwärtstrends registriert. Hier war gegenüber dem Vormonat ein massiver Anstieg von 32,7 auf 41,8 Prozent verzeichnet worden. Deutlich zugenommen hat aber auch die Zahl der Pessimisten. Nachdem im Mai lediglich 9,7 Prozent fallende Edelmetallpreise erwartet hatten, sind mittlerweile immerhin 17,0 Prozent der Anleger pessimistisch gestimmt.
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