Goldreport 08/20: Achterbahnfahrt nach Allzeithoch

pro aurum Kilchberg ZH
6 min readAug 31, 2020

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In der ersten Augusthälfte musste der Goldpreis innerhalb von lediglich vier Handelstagen einen Kursverfall von über 200 Dollar verkraften. Danach tendierte der Krisenschutz wieder seitwärts.

Corona sorgt weiterhin für Unsicherheit

Die Corona-Krise bleibt an den Finanzmärkten weiterhin das Gesprächsthema Nummer Eins. Extrem negative Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung lieferte im August unter anderem Großbritannien. Dort brach das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal um 21,7 Prozent p.a. ein, während in der Eurozone (-15,0 Prozent) und Deutschland (-11,7 Prozent) weniger heftige Einbrüche zu verzeichnen waren. An den internationalen Aktienmärkten scheinen Investoren aber weiterhin an die „heilenden Hände“ der Notenbanken zu glauben. Wichtige US-Indizes auf Technologiewerte markierten in diesem Monat sogar neue Allzeithochs und DAX und Dow-Jones haben ihre alten Rekordstände bereits im Blick.

Ungeachtet dessen setzen viele Investoren aber auch auf den Vermögensschutz Gold. Dessen negative Korrelation zu Aktien dürfte dabei ein wichtiges Kaufargument sein und wenn sich — wie in den vergangenen Wochen zu beobachten war — sowohl Aktien als auch Gold verteuern, dürfte dies keinen Goldbesitzer sonderlich stören. Laut aktuellen Daten des World Gold Council (WGC) haben physisch besicherte Gold-ETFs seit dem Jahreswechsel Nettozuflüsse in Höhe von 922,3 Tonnen Gold verzeichnet (Stand: 21. August 2020). Dieses Marktsegment war hauptverantwortlich für die diesjährige Goldrally. Dies kam auch durch die vom WGC veröffentlichten „Gold Demand Trends“ für das zweite Quartal ganz klar zum Ausdruck, schließlich brach gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum die globale Nachfrage im Schmucksektor in Q2 um 53 Prozent auf 251,5 Tonnen ein, bei den Notenbanken haben sich die Nettozuflüsse auf 114,7 Tonnen halbiert und im Technologiesektor war ein Rückgang um 18 Prozent auf 66,6 Tonnen zu beklagen. Und selbst bei der globalen Nachfrage nach Barren und Münzen war ein markanter Einbruch um 32 Prozent auf 148,8 Tonnen zu beklagen.

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Robert Hartmann, einer der beiden Gründer von pro aurum, weist darauf hin, dass bei der Preisfindung von Gold mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Er sagt: „Es geht nicht nur um die globale Angebots- und Nachfragesituation, sondern vor allem um die Stimmung der verschiedenen Anlegergruppen. Und die ist insbesondere bei den großen Kapitalsammelstellen sehr gut.“ Dies könne man besonders gut aus den rekordhohen Zuflüssen der wichtigsten Gold-ETFs ableiten. Edelmetallprofi Hartmann erklärt, dass der Rückgang des Angebots und der Nachfrage auch mit gebrochenen Lieferketten zu tun habe. Hartmann konstatiert: „Auf der Nachfrageseite fällt auf, dass hier insbesondere der Schmucksektor schwächelt. Eigentlich kein Wunder — notiert das gelbe Edelmetall in fast jeder Währung weltweit nahe seiner Allzeithochs!“

Gestiegene Volatilität bei Gold und Silber

Nach vier Monatsgewinnen in Folge droht dem Goldpreis im August wieder einmal ein Minus. Aktuell beläuft sich dieses auf 2,2 Prozent (Stand: 25. August 2020). Nachdem Anfang des Monats noch ein neues Rekordhoch bei 2.072,90 Dollar markiert worden war, setzte danach eine regelrechte Achterbahnfahrt ein. Kurzzeitig rutschte der Krisenschutz sogar unter die Marke von 1.900 Dollar. Sowohl Gold als auch Silber verzeichneten im August ungewöhnlich starke technische Korrekturen von in der Spitze zehn Prozent bzw. 21 Prozent. Dadurch hat sich deren Kursschwankungsintensität (Volatilität) beträchtlich erhöht.

Diese finanzmathematische Kennzahl zeigt an, welches Risiko sich hinter einem Investment verbirgt. Vereinfacht ausgedrückt gilt dabei folgende Regel: Je höher die Volatilität, desto höher das damit verbundene Verlustrisiko. Historische Volatilitäten werden zum Beispiel auf einer bestimmten Anzahl historischer Kurse ermittelt. In der Vergangenheit hat sich der Silberpreis stets als volatiler (riskanter) erwiesen als der Goldpreis. Aktuell fällt zum Beispiel die 250-Tage-Volatilität von Silber (39,4 Prozent) um mehr als das Doppelte höher als bei Gold (17,4 Prozent) aus. Besonders aussagekräftig wird die Risikokennzahl Volatilität, wenn man damit unterschiedliche Anlageklassen miteinander vergleicht.

Unter diesem Aspekt kann vor allem Gold glänzen. Vergleicht man zum Beispiel die 250-Tage-Vola von Gold mit der 250-Tage-Vola des marktbreiten Aktienindex S&P-500 (33,0 Prozent), lässt sich folgendes Fazit ziehen: Ein Investment in die 500 bedeutendsten US-Aktienunternehmen stellt — trotz der damit verbundenen Diversifikation — ein höheres Risiko als der Kauf von Gold dar. Auch die von vielen Medien als „digitales Gold“ bezeichnete Kryptowährung Bitcoin (64,1 Prozent) kann unter Volatilitätsaspekten eher nicht mit dem altbewährten Krisenschutz Gold mithalten. Denn wer mag schon auf einen Vermögensschutz vertrauen, der extrem wilde Kurssprünge vollzieht?

Robert Hartmann, einer der beiden Gründer von pro aurum, bereitet die gestiegene Volatilität jedoch wenig Sorgen. Man müsse hier nämlich berücksichtigen, wie schnell die beiden Edelmetalle in den Wochen zuvor gestiegen sind. Er sagt: „Eine Korrektur in dieser Größenordnung war absehbar, wünschenswert und stellt im Grunde genommen eine gesunde Entwicklung dar. Die ganz schwachen Hände wurden so aus dem Markt geschüttelt.“

Trotz Urlaubszeit hohes Orderaufkommen im August

Robert Hartmann merkt an, dass der August — trotz Urlaubszeit — deutlich umsatzreicher sei als der vergleichbare Vorjahresmonat. Aktuell gebe es derzeit Probleme, die halben, viertel und zehntel Unzenmünzen der gängigen Münzprägestätten zu bekommen. Er sagt: „Dort konzentriert man sich ganz auf die Produktion der Unzenmünzen. Und auch bei Silber bekommen wir auch nicht so viel Ware wie wir an unsere Kunden weiterverkaufen könnten.“ Dies alles sorge im historischen Vergleich für weiterhin recht hohe Aufgelder. Von den Spitzenwerten im April 2020 sei man aber noch ein gutes Stück entfernt.

Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum

Im August haben 705 Personen an der Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum teilgenommen (Vormonat: 1.119 Teilnehmer). Nahezu unverändert blieb der Anteil der Kaufwilligen, wo im Vergleich zum Vormonat ein marginales Minus von 47,7 auf 47,4 Prozent zu Buche schlug. Signifikant bergauf ging es hingegen mit der Quote der abwartenden Anleger. Hier war nämlich ein Anstieg von 40,5 Prozent auf 45,9 Prozent registriert worden. Deutlich nachgelassen hat im Berichtszeitraum die Verkaufsbereitschaft, die sich von 11,8 auf 6,7 Prozent reduziert hat.

Bei der Bewertung der aktuellen Edelmetallpreise gab es eine markante Stimmungsveränderung zu beobachten. So hat sich zum Beispiel die Ansicht, dass Edelmetalle derzeit unterbewertet sind, von 46,5 auf 39,6 Prozent deutlich abgeschwächt. Mittlerweile vertritt die Mehrheit der Befragten die Meinung, dass Edelmetalle eine faire Bewertung aufweisen. Im August gab es hier nämlich einen markanten Zuwachs von 33,3 auf 41,6 Prozent zu vermelden. Eine Überbewertung sehen derzeit lediglich 18,8 Prozent der Umfrageteilnehmer, nachdem im Vormonat hier noch ein Wert von 20,3 Prozent registriert worden war.

Befragt nach der Preisentwicklung der Edelmetalle im kommenden Quartal erwartet — trotz leicht nachlassender Zuversicht — eine Mehrheit von 53,2 Prozent steigende Edelmetallpreise (Juli: 55,6 Prozent). Am zweithäufigsten wurde ein Seitwärtstrend prognostiziert. Hier war gegenüber dem Vormonat ein Anstieg von 31,4 auf 39,4 Prozent registriert worden. Ein kräftiger Schwund stellte sich unter den Pessimisten ein, wo sich die Quote innerhalb eines Monats von 13,0 auf 7,4 Prozent kräftig reduziert hat.

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Bildrechte: © Roman Bodnarchuk — stock.adobe.com

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Written by pro aurum Kilchberg ZH

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