Goldreport 10/20: Krisenschutz für die Ewigkeit

pro aurum Kilchberg ZH
7 min readOct 28, 2020

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Bildrechte: © Shutterstock/ded pixto; ©Heraeus

Im Oktober rutschte der Goldpreis zeitweise unter die Marke von 1.900 Dollar, die mittlerweile über magnetische Kräfte zu verfügen scheint. Nennenswerte Gewinnmitnahmen sind bislang dennoch ausgeblieben.

„US-Schicksalswahl“ könnte sich als Non-Event erweisen

Am 3. November findet in den USA die von vielen als „Schicksalswahl“ bezeichnete US-Präsidentschaftswahl statt. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten stehen sich beide politische Lager extrem feindselig und unversöhnlich gegenüber. Für den Goldpreis dürfte die Tragweite des Wahlausgangs dennoch von untergeordneter Natur sein, schließlich werden beide Kandidaten im Falle eines Wahlsiegs höchstwahrscheinlich nichts beschließen, was bei dem Krisenschutz zu einem nachhaltigen Trendwechsel nach unten führen würde. Der Demokrat Joe Biden plädiert zum Beispiel für ein „üppigeres“ Konjunkturpaket zur Rettung der US-Wirtschaft als sein Kontrahent Donald Trump. Sollte Amtsinhaber Trump entgegen sämtlicher Wahlprognosen lediglich knapp verlieren oder gar gewinnen, dürfte das Schutzbedürfnis der Investoren eher zu- als abnehmen. Die Unberechenbarkeit und die Unsicherheit dürften dann das Interesse an Gold verstärken und dessen Preis weiter nach oben treiben. Nur zur Erinnerung: Selbst die Bank of America hält bis Ende nächsten Jahres einen Anstieg auf 3.000 Dollar pro Feinunze für möglich.

Robert Hartmann, einer der beiden Gründer von pro aurum, geht davon aus, dass der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl nur kurzfristig Einfluss auf die Finanzmärkte nehmen wird. Mittel- bis langfristig bleibe das fundamentale Umfeld für den Goldpreis intakt und werde zu weiteren Kursavancen führen. Er sagt: „In Zeiten negativer Realzinsen fallen zinstragende Anlageklassen für Investoren aus. Wenn Anleger eine positive Rendite erwirtschaften möchten, müssen sie ins Risiko gehen.“ Sein Credo lautet: Wer innerhalb eines Wertpapier-Portfolios auf den Vermögens- bzw. Versicherungsschutz Gold verzichtet, benötigt starke Nerven. Deshalb rät der Edelmetallexperte Hartmann zu folgender Strategie und erklärt: „Wer ruhiger schlafen möchte, investiert einen Anteil von fünf bis 20 Prozent seines Vermögens in Gold.“

IWF warnt vor Einstellung der Konjunkturhilfen

Erstmals fand vom 12. bis 18. Oktober das jährliche Treffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank corona-bedingt ausschließlich online statt. Viel diskutiert wurde dabei vor allem über die Auswirkungen der Pandemie und die damit einhergehende Explosion der Staatsschulden. Der IWF schätzte die in diesem Jahr verabschiedeten Konjunkturhilfen diverser Staaten auf ein Gesamtvolumen von schätzungsweise 11,7 Billionen Dollar. Dies entspräche ungefähr 12 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Zugleich führten diese billionenschweren Rettungspakete zu rekordhohen Schulden. In diesem Jahr wird die Staatsschuldenquote nämlich auf 100 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung ansteigen. Ein Jahr zuvor war hier ein Wert von „lediglich“ 83 Prozent registriert worden. Des Weiteren befürchtet der IWF für die Jahre 2020 bis 2025 einen enormen Wohlstandsverlust. Schätzungen zufolge könnten sich die Einbußen an globaler Wirtschaftsleistung auf insgesamt 28 Billionen Dollar belaufen.

Auch das Haushaltsbüro des US-Kongress befindet sich derzeit im Warnmodus, schließlich rechnet es im Jahr 2021 mit dem Überwinden der 100-Prozent-Hürde in den USA. Während die Staatsschuldenquote in diesem Jahr bei 95 Prozent liegen soll, wird für das kommende Jahr ein Wert von 104 Prozent prognostiziert. Nur zur Erinnerung: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lag diese Quote 1946 bei 106 Prozent. Und das „Ende der Fahnenstange“ dürfte damit noch nicht erreicht sein. Bis zum Jahr 2050 soll die Quote laut Haushaltsbüro sogar auf 195 Prozent des BIP explodieren. Angesichts solcher Prognosen dürfte es um die bei jeder Währung eingeforderten Wertaufbewahrungsfunktion alles andere als gut bestellt sein.

Wer nun gedacht hat, dass der IWF vor dem Schuldenberg warnt, sah sich nach dessen Jahrestagung allerdings eines Besseren belehrt. Gewarnt hat die Organisation in erster Linie davor, die Corona-Hilfen übereilt einzustellen. Ohne diese Stützungsmaßnahmen würden der Welt nämlich eine Welle von Unternehmenspleiten und Arbeitslosen drohen. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa nannte daher ein verfrühtes Einstellen staatlicher Rettungspakete ihre „größte Sorge“. Aktuell rechnet der IWF für das Jahr 2020 mit einem Einbruch der Weltwirtschaft um 4,4 Prozent, den stärksten seit ungefähr 100 Jahren.

Für Robert Hartmann wurde das Ende des Finanzsystems — wie wir es kennen — bereits vor mehr als zehn Jahren eingeläutet. Die Anleihekäufe der führenden Notenbanken der Welt summieren sich seit der Finanzkrise 2008 mittlerweile auf Billionen und die Aktivitäten von EZB, Fed & Co. haben sich seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie nochmals deutlich verstärkt. Edelmetallprofi Hartmann sieht diese Entwicklung höchst problematisch und sagt: „Wer glaubt, dass die Staaten diese Schulden einmal mit werthaltigem Geld zurückzahlen werden, der irrt sich. Dies wird über eine zunächst schleichende Inflation erreicht, die in den nächsten Jahren deutlich über das von allen Notenbanken avisierte Inflationsziel von jährlich zwei Prozent ansteigen wird.“

World Gold Council meldet „Meilenstein“ bei globaler ETF-Nachfrage

Am 8. Oktober meldete der World Gold Council, dass in den ersten neun Monaten des Jahres bei physisch besicherten Gold-ETFs weltweit Nettozuflüsse von mehr als 1.000 Tonnen registriert wurden. Diese haben sich bis zum 23. Oktober sogar auf über 1.027 Tonnen erhöht. Damit dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das alte Rekordhoch aus dem Krisenjahr 2009 (646,1 Tonnen) bis zum Jahresultimo deutlich übertroffen werden. In diesem Jahr waren Gold-ETFs vor allem in Nordamerika (657,1 Tonnen) und Europa (307,6 Tonnen) stark gefragt. Somit stammt aus diesen beiden Regionen fast 94 Prozent (!!!) der globalen ETF-Zuflüsse. Neue Rekorde gab es per Ende September auch bei den ETF-Goldbeständen (3.880 Tonnen) und deren Marktwert (235 Mrd. Dollar) zu vermelden. Wenn man bedenkt, dass die US-Unternehmen Apple, Amazon und Alphabet (früher: Google) jeweils deutlich mehr als eine Billion Dollar auf die Waage bringen, dürfte eines völlig klar sein: Bei einer „echten“ Kapitalflucht in Gold sind Versorgungsengpässe an den Goldmärkten praktisch vorprogrammiert.

Edelmetallexperte Hartmann weist in diesem Zusammenhang außerdem darauf hin, dass weltweit immer noch weniger als ein Prozent der institutionellen Anlegergelder in Gold investiert sind. Angesichts der riesigen Geldmengen im Finanzsystem steht für ihn folgendes fest: Jedes Prozent, das in den Goldmarkt fließt, wird riesige Verwerfungen und eine länger anhaltende Knappheit verursachen. Er zieht folgendes Fazit und konstatiert: „Gold ist im Gegensatz zu Geld nicht beliebig vermehrbar. Ich bin davon überzeugt, dass sich die Goldkäufe über ETFs fortsetzen werden.“

Sehr gute Geschäfte im Oktober

Bei pro aurum verlief der Edelmetallhandel im Oktober sehr gut. Unser Personal war durchgehend beschäftigt ohne dass es überfordert wurde. Neun von zehn Kunden befinden sich derzeit in Kauflaune. Bestseller waren Goldbarren in den Gewichtseinheiten 100 Gramm und 250 Gramm sowie Goldunzen in Form von Krügerrands und Maple Leafs. Bei Silber dominierten die Unzenmünzen Maple Leaf und Känguru das Geschehen. Besonders Interessant: Erstaunlich viele Kunden haben im Oktober Barren und Münzen aus Platin gekauft — trotz der in Deutschland anfallenden Mehrwertsteuer. Robert Hartmann sagt: „So etwas habe ich während meines Berufslebens von immerhin 35 Jahren noch nie erlebt. In der Vergangenheit gingen Platinkäufer eher zu unseren Kollegen der pro aurum Schweiz AG, die über Ihr Zollfreilager Platin mehrwertsteuerfrei anbieten können.“

https://proaurum.ch/gold/goldbarren

Im Oktober haben sich an der Edelmetall-Stimmungsumfrage von pro aurum 978 Personen beteiligt (Vormonat: 495 Teilnehmer). Der Anteil der Kaufwilligen kletterte im Berichtszeitraum von 47,9 auf 50,0 Prozent. Dies ging nahezu komplett zu Lasten der Befragten mit abwartender Haltung. Hier stellte sich gegenüber dem Vormonat nämlich ein Minus von 46,7 auf 44,5 Prozent ein. Bei der Verkaufsbereitschaft hat sich im Oktober hingegen kaum etwas getan, schließlich gab es hier lediglich ein marginales Plus von 5,4 auf 5,5 Prozent zu beobachten. Obwohl der Goldpreis seit zwei Monaten lediglich seitwärts tendiert, bleibt die Zuversicht der Anleger nach wie vor stark ausgeprägt.

Bei der Frage nach der Bewertung der aktuellen Edelmetallpreise haben sich die beiden stärksten Positionen im Berichtszeitraum etwas angenähert. Die Einschätzung, dass Edelmetalle derzeit unterbewertet sind, wird von 42,8 Prozent der Befragten vertreten. Vor einem Monat lag dieser Wert noch bei 46,3 Prozent. Deutlich zugelegt hat die Quote derer, die bei Edelmetallen gegenwärtig eine faire Bewertung sehen. Gegenüber September stellte sich hier ein Zuwachs von 36,1 auf 40,5 Prozent ein. Erheblich seltener ist hingegen die Meinung registriert worden, dass Edelmetalle derzeit überbewertet sind. Gegenüber dem Vormonat gab es hier ein Minus von 17,6 auf 16,7 Prozent zu beobachten.

Auch die Preisentwicklung der Edelmetalle im kommenden Quartal wurde von Anlegern überwiegend optimistisch eingeschätzt. Mit aktuell 50,5 Prozent der Befragten prognostiziert eine große Mehrheit steigende Edelmetallpreise (Vormonat: 49,0 Prozent). Nahezu unverändert blieb mit 35,1 Prozent (September: 35,0 Prozent) der Anteil derer, die künftig einen Seitwärtstrend erwarten. Fallende Edelmetallpreise befürchtet weiterhin lediglich eine Minderheit. Diese hat sich auf Monatssicht von 16,0 auf 14,4 Prozent leicht reduziert.

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