Heftige Turbulenzen an den Silbermärkten
Ende Januar haben US-Kleinanleger am Silbermarkt heftige Turbulenzen ausgelöst. Mittlerweile scheint sich der „kleine Bruder von Gold“ aber wieder beruhigt zu haben.
Zockende Kleinanleger wetten auf Silber
Millionen von US-Kleinanlegern sind — „bewaffnet“ mit kostenlosen Broker-Apps wie bspw. Robin Hood — gegen große Hedgefonds in den Kampf gezogen. Diese haben via Aktien-Leerverkäufe große Summen auf den Niedergang bestimmter Aktien gewettet. Nutzer der Website Reddit verabredeten sich zu konzertierten Käufen solcher Aktien. Dadurch wollten die Kleinen den Großen durch das Auslösen eines sogenannten „Short-Squeeze“ schaden und selbst hohe Kursgewinne erzielen. Ein Hedgefonds geriet dadurch sogar in Schieflage und musste durch eine Milliardenspritze anderer Fonds gerettet werden.
Nachdem dieser „Investoren-Flash-Mob“ bei Gamestop, AMC und Nokia den Aktienkurs kräftig in die Höhe getrieben hatte, „stürzten“ sich Kleinanleger am 28. Januar auf Silber. Nach vier turbulenten Tagen war der „Spuk“ jedoch erst einmal vorbei. Doch was war eigentlich genau passiert? Reddit-User stuften den Silberpreis als unterbewertet ein und wollten auch hier einen „Short-Squeeze“ verursachen. In Massen kauften Anleger zum Beispiel den weltgrößten Silber-ETF iShares Silver Trust. Solche Kapitalzuflüsse müssen dann mit physischem Silber hinterlegt werden. Innerhalb von zwei Handelstagen haben sich dessen Silberbestände um 1.650 Tonnen erhöht, was bei einem Silberpreis von 27 Dollar einem Marktwert von ungefähr 1,4 Milliarden Dollar entspricht.
Viele Investoren wetteten auch via Silberoptionen auf einen steigenden Silberpreis. Während in den zehn Tagen vor dem Silber-Hype die Umsätze solcher Optionen an der Comex stets unter 10.000 Stück lagen, schwankten sie danach zwischen 27.000 mehr als 46.000 Stück. Auch bei Futures haben sich die vorherigen Umsätze in der Spitze mehr als verdoppelt. Explodierende Umsätze gab es aber auch bei Silberminenaktien mit hohem Anteil an Leerverkäufern zu beobachten — wie zum Beispiel First Majestic Silver. Auf all diese Aktivitäten reagierte der Silber-Future mit einem Tagesgewinn von in der Spitze 12,8 Prozent (Montag) und einem nachfolgenden Preiseinbruch um über 10 Prozent (Dienstag). Während der jüngsten Übertreibungsphase hat sich übrigens der CBOE-Silbervolatilitätsindex, der die Kursschwankungsintensität und damit auch das Risiko des Edelmetalls anzeigt, in der Spitze auf fast 79 Prozent verdoppelt, um sich danach wieder auf 55 Prozent zu beruhigen (Stand: 04.02.21).
Massive Verwerfungen gab es aber auch bei einer anderen Kennzahl zu beobachten: dem Gold/Silber-Ratio. Geht es mit ihm bergauf (bergab) entwickelt sich der Silberpreis schlechter (besser) als der Goldpreis. Das Verhältnis zeigt nämlich an, wie viele Feinunzen Silber zum Kauf einer Feinunze Gold benötigt werden. Im März 2020 wurde es im Zuge des Corona-Crashs auf über 126 katapultiert, um während der jüngsten Silber-Euphorie wieder auf ein Tief von 65 abzustürzen. Mit aktuell 68 hat sich das Ratio seinem langjährigen Mittelwert angenähert und somit wieder normalisiert.
Hintergrund zum Silbermarkt
Seit Jahren wird heiß darüber diskutiert, ob der Silberpreis — von wem auch immer — nach unten manipuliert wird. Einige Banken wurden in diesem Zusammenhang bereits zu Geldstrafen in Millionenhöhe verurteilt, weil sie große Orders lanciert und kurz vor Erreichen des Limits dann wieder storniert haben, um den Preis in eine bestimmte Richtung zu ziehen. Wichtig zu wissen: Hedgefonds sind derzeit eher nicht als Silberpessimisten in Erscheinung getreten. Sie wetten nämlich bei Silber-Futures mehrheitlich auf einen steigenden Silberpreis. Daten des Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission belegen dies eindeutig, schließlich übertraf bei den Großspekulanten (Non-Commercials) seit Ende Dezember die Anzahl der long positionierten Silber-Futures die Short-Seite stets um mehr als 50.000 Kontrakte. Mehrheitlich short war diese von Reddit-Usern gehasste Spekulantengruppe letztmals im Juni 2019.
Und was lernen wir daraus?
Der Silberpreis lässt sich offensichtlich nicht so leicht manipulieren wie der Markt für Nebenwerte. Die Aktionen der US-Kleinanleger haben beim Handel silberner Münzen und Barren zwar zu Versorgungsengpässen und gestiegenen Prämien geführt, eines kann man aber zweifellos als Vorteil interpretieren: Viele Anleger wurden auf die grundsätzlichen Vorteile von Silberinvestments aufmerksam gemacht.
Bei pro aurum haben die Turbulenzen an den Silbermärkten und der daraus resultierende Anstieg der physischen Silbernachfrage dazu geführt, dass aufgrund der „Sondersituation“ einige Silbermünzen nur noch in festen Bündelungen — in so genannten Tubes verpackt — angeboten werden. Dies gilt für folgende Silbermünzen: Maple Leaf, Känguru, Krügerrand, American Eagle, Britannia und Wiener Philharmoniker. Diese Maßnahme hilft uns dabei, eine schnellere Kommissionierung, eine Reduzierung der Bearbeitungszeiten und somit eine schnellere Lieferung der Silber-Bestsellermünzen zu ermöglichen.
Unter Timingaspekten stellt sich natürlich die Frage, ob in Zeiten mit Versorgungsengpässen und überdurchschnittlich hohen Aufgeldern der optimale Zeitpunkt zum Silberkauf gekommen ist? Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, bezeichnet die aktuellen Aufgelder bei Silbermünzen als „höher als in Normalzeiten“, aber in naher Zukunft sei mit weiter steigenden Prämien zu rechnen, weil schlicht und einfach der Nachschub fehlt. Er erklärt: „Unsere wichtigsten Silberbarren-Produzenten sind für den Februar nahezu ausverkauft und mit einer kurzfristigen Erholung auf der Angebotsseite ist nicht zu rechnen.“
Ein guter Kompromiss könnten regelmäßige Investments in Silber darstellen, schließlich kann man dadurch in Form von geglätteten Einstiegskursen den Vorteil des Cost-Average-Effekts wahrnehmen. Um einiges leichter lässt sich die von einigen besonders hartnäckigen Edelmetallfans befürwortete Regel zum Verkauf verfolgen: Gold und Silber verkauft man nicht, man vererbt es.
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