Jahresrückblick Weißmetalle: Mehr Schatten als Licht

pro aurum Kilchberg ZH
5 min readDec 16, 2021

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Bildrechte: pro aurum

Die edlen Weißmetalle Silber, Platin und Palladium haben in diesem Jahr zum einen unter der globalen Lieferkettenproblematik und zum anderen unter der rückläufigen Nachfrage von Investoren und Terminmarktprofis gelitten.

Schwächeanfall in der zweiten Jahreshälfte

Obwohl Silber, Platin und Palladium traditionell in diversen Industriesektoren stark nachgefragt werden, entwickelten sie sich 2021 bislang deutlich schlechter als die meisten Industriemetalle. Selbst Gold erzielte mit einem Jahresverlust von bislang 5,8 Prozent eine Outperformance gegenüber den drei Weißmetallen (siehe Tabelle). Vor allem in der zweiten Jahreshälfte verzeichneten die drei besonders volatilen Edelmetalle markante Preisrückschläge. Diese waren vor allem auf die Verkäufe von Investoren und Terminspekulanten zurückzuführen. Während zum Beispiel bei Silber und Platin an der US-Terminbörse Commodity Exchange unter Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) lediglich ein stark nachlassender Optimismus — ablesbar an deren rückläufiger Netto-Long-Position (mehrheitlich optimistisch gestimmt) — registriert worden war, stellte sich bei Palladium-Futures im Jahresverlauf ein extremer Stimmungswechsel ein. Hier waren Ende November nämlich mittlerweile große wie kleine Terminspekulanten per Saldo netto short, also mehrheitlich pessimistisch gestimmt. Ein solch negatives Marktszenario gab es letztmals im März 2020 zu vermelden.

Besonders starke Verwerfungen gab es in diesem Jahr bei den Schwestermetallen Platin und Palladium zu beobachten, was sich auch an ihrer ausgedehnten Tradingrange von 43 Prozent (Platin) bzw. 77 Prozent (Palladium) ablesen lässt. Nur ein Beispiel: Weil die Platinminen im Jahr 2020 — bedingt durch die Corona-Lockdowns — herbe Produktionseinbrüche erlitten hatten, rechnet die Researchfirma Metals Focus in diesem Jahr mit einem massiven Anstieg des globalen Platinangebots (Minenförderung und Recycling) von 6,821 Millionen auf 8,114 Millionen Feinunzen (+19,0 Prozent), während bei der Nachfrage ein Rückgang von 7,726 Millionen auf 7,345 Millionen Feinunzen (-5,0 Prozent) prognostiziert wird.

Dadurch droht 2021 per Saldo ein Angebotsüberschuss in Höhe von 769.000 Unzen, nachdem im Jahr zuvor noch ein Defizit von 904.000 Feinunzen zu Buche schlug. Hauptverantwortlich hierfür war das Marktsegment Investment, wo die Nachfrage auf Jahressicht von 1,554 Millionen auf 225.000 Feinunzen (-85,5 Prozent) regelrecht eingebrochen ist. Sowohl der Handel von Barren & Münzen als auch das Interesse an ETFs sowie die stark rückläufigen Platin-Lagerbestände an den Börsen befanden sich 2021 auf einem starken Sinkflug.

Autobranche sorgt für Unsicherheit

In der Automobilbranche wird Platin vor allem zum Bau von Diesel-Katalysatoren benötigt, während Palladium vorwiegend bei der Abgasreduktion von Benzinfahrzeugen zum Einsatz kommt. So landet derzeit mehr als ein Drittel des weltweiten Platinangebots im Autosektor, während diese Quote mit über 70 Prozent bei Palladium deutlich höher ausfällt. Damit dürfte klar sein, dass das Wohl und Wehe dieser Branche die Preisentwicklung von Platin und Palladium stark beeinflussen dürfte, positiv wie negativ. Nach dem Ausbruch der Pandemie (Anfang 2020) litt dieser Industriesektor vor allem unter einbrechenden Verkaufszahlen und corona-bedingten Produktionsausfällen. In diesem Jahr befindet sich weiterhin „Sand im Getriebe“, weil aufgrund diverser Lieferschwierigkeiten (insbesondere bei Computerchips) und steigender Rohstoffpreise die Autoproduktion derzeit alles andere als rund läuft. Die robuste Nachfrage und die hohen Auftragsbestände können nicht wie gewünscht abgearbeitet werden und führen zu erheblichen Lieferverzögerungen. Bei einigen Herstellern sind Lieferzeiten von einem halben Jahr keine Seltenheit.

Für starke Verunsicherung sorgt aber auch die Ungewissheit, in welchem Maße neue Technologien wie die Elektromobilität oder mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge, ein Aussterben von Verbrennungsmotoren beschleunigen könnten. Eines dürfte dabei völlig klar sein: Bei diesen Newcomern wird Platin und Palladium kaum benötigt — Silber hingegen schon.

Auch Silber hat auf Jahressicht nicht geglänzt

Ein großer Vorteil von Silber besteht insbesondere darin, dass es in den unterschiedlichsten Industriebranchen benötigt wird — und was viel wichtiger ist — einige davon verfügen auf lange Sicht über erhebliches Wachstumspotenzial. Nur ein Beispiel: In der Autoproduktion steigt bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren seit Jahren der Anteil elektronischer Komponenten und damit der Silberbedarf. Zudem erfordern die beiden Zukunftstrends Elektromobilität und autonomes Fahren besonders viel Silber. Doch Silber wird auch in folgenden Branchen dank seiner vorteilhaften Materialeigenschaften benötigt: Gesundheit (Salben und Medikamente), Photovoltaik, Schmuck, Silberwaren, Fotografie (analog), Elektronik und Wasseraufbereitung. Eine solch diversifizierte Nachfrage sucht man bei Platin und Palladium vergebens. Hier fließt ein Großteil des Angebots in die Produktion von Abgaskatalysatoren oder Schmuck.

Das Silberinstitut geht davon aus, dass im Jahr 2021 die weltweite Silbernachfrage zum dritten Mal in Folge das Angebot übertreffen wird. Das Defizit wird (inkl. ETF-Sektor) bei schätzungsweise 157 Millionen Feinunzen liegen, nachdem in den Jahren 2019 und 2020 Fehlmengen von 52 Millionen bzw. 251 Millionen Unzen attestiert wurden. Nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage spräche ein solcher Sachverhalt normalerweise für einen steigenden Silberpreis. Zwei Faustregeln haben sich mit Blick auf den Silberpreis in diesem Jahr einmal mehr bewahrheitet. Erstens: Den beiden Anlageklassen Gold und Silber kann man eine stark positive Korrelation attestieren. Geht es mit dem Goldpreis bergauf (bergab), weist der Silberpreis ebenfalls eine steigende (fallende) Tendenz auf. Zweitens: Der Silberpreis folgt dem Edelmetall in gehebelter Form, wodurch ein Silberinvestment — verglichen mit dem Kauf von Gold — aufgrund seiner höheren Kursschwankungsintensität (Volatilität) als erheblich riskanter gilt.

Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, zeigte sich überrascht, dass sich der Silberpreis 2021 schlechter entwickelt hat als Gold und sagt: „Wenn ich auf das aktuelle Gold/Silber-Ratio blicke, hätte ich erwartet, dass wir dieses Jahr unter der Marke von 70 schließen. Aktuell müssen hingegen knapp 80 Unzen Silber pro Goldunze bezahlt werden.“ In Zeiten steigender Inflationsraten hat sich in der Vergangenheit Silber stets deutlich besser als Gold entwickelt. Diese Entwicklung blieb in diesem Jahr zwar aus, dürfte aber nach Ansicht des Edelmetallexperte 2022 nachgeholt werden.

Bezüglich der Perspektiven der drei Weißmetalle, hat Edelmetallprofi Hartmann eine klare Meinung und sagt: „Meine Favoriten für das Jahr 2022 sind ganz klar Silber und Platin. Beide Edelmetalle haben im Vergleich zu Gold historisch betrachtet erhebliches Nachholpotential.“ Ihn würde es nicht wundern, wenn Silber an manchen Handelstagen mehr als 35 Dollar kostet, was einem Aufwärtspotenzial von mehr als 50 Prozent entspräche. Bei Platin erwartet er zumindest ein temporäres Knacken der Marke von 1.300 Dollar. Dies entspricht einem Kurspotenzial von rund 40 Prozent — alles in allem verfügen beide über glänzende Perspektiven.

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Written by pro aurum Kilchberg ZH

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