Silber glänzt durch starke Outperformance
Der „kleine Bruder von Gold“ bereitete seinen Besitzern in den vergangenen Jahren wenig Freude — insbesondere dann nicht, wenn ein Vergleich mit dem gelben Edelmetall erfolgte. Dies scheint sich mittlerweile aber zu ändern.
Gold/Silber-Ratio fährt Achterbahn
Gemessen von seinem im Frühjahr 2011 erzielten Hoch von fast 50 Dollar stürzte Silber in den Folgejahren deutlich stärker ab und in den Erholungsphasen hinkte es dann meist dem Goldpreis hinterher. Normalerweise wird dem Silberpreis nachgesagt, in gehebelter Form der „Krisenwährung Nummer eins“ nach oben und unten zu folgen. In den vergangenen Jahren funktionierte diese Hebelwirkung jedoch vor allem in Abwärtsphasen. Eine besonders extreme Marktphase konnte man während des Corona-Ausverkaufs im März dieses Jahres beobachten. Da die Industrienachfrage über die Hälfte der Silbernachfrage ausmacht, sorgte die Angst vor einem Einbruch der Weltkonjunktur für ein regelrechtes Kollabieren des Silberpreises. Innerhalb weniger Wochen brach dieser um mehr als ein Drittel ein, während bei Gold im selben Zeitraum lediglich ein Minus von 13 Prozent zu Buche schlug.
Diese Extremreaktion katapultierte das Gold/Silber-Ratio im März auf ein Rekordhoch von mehr als 125. Noch nie zuvor hatte eine Feinunze Gold den Wert von 125 Feinunzen Silber widergespiegelt. In der Finanzwelt wird ein hohes Gold/Silber-Ratio stets dahingehend interpretiert, dass Silber — verglichen mit Gold — als preisgünstig anzusehen ist. Das heißt: Bewegt sich dieser technische Indikator auf historisch hohem Niveau, wird dieser Umstand als Kaufargument für Silber betrachtet, was zugleich die Chance einer Outperformance gegenüber Gold eröffnet. Doch seit Mitte März stürzte diese Kennzahl von 125 auf aktuell 86 ab (Stand: 22. Juli 2020). Dies bescherte dem Silberpreis eine Outperformance gegenüber Gold in Höhe von 58 Prozentpunkten. Nun fragen sich viele Edelmetallinvestoren, ob dies der Startschuss für eine nachhaltige Aufholbewegung gewesen ist? Sollte sich das Gold/Silber-Ratio wieder in Richtung seines langfristigen Mittelwerts bewegen, würde sich der Silberpreis deutlich besser entwickeln als Gold. Auf Basis der vergangenen 20 bzw. 100. Jahre stellen sich Durchschnittswerte von 60 bzw. 47 ein. Zur Erinnerung: Während des Allzeithochs von Silber wurde ein Gold/Silber-Ratio von 32 angezeigt. Auf Basis des aktuellen Goldpreises von rund 1.850 Dollar würde ein solch niedriges Ratio einen Silberpreis von über 57 nach sich ziehen.
Starke Silbernachfrage im ersten Halbjahr
Derzeit erhält der Silberpreis aus drei Marktsegmenten Rückenwind: von ETF-Investoren, von Terminspekulanten und von industriellen Nachfragern. In der globalen Finanzwelt scheint man derzeit überzeugt davon zu sein, dass die von Regierungen und Notenbanken beschlossenen Rettungspakete im Volumen von mehreren Billionen Dollar bzw. Euro wieder einmal wirken werden. „The Silver Institute“, eine internationale Organisation der Silberindustrie, meldete im Juli ein Nachfrageplus im zweistelligen Prozentbereich für die erste Jahreshälfte. Diverse Rekorde „purzelten“ vor allem im Marktsegment Exchange Traded Funds, wo zum Beispiel die ETF-Silberbestände mit 926 Millionen Feinunzen ein neues Allzeithoch markiert haben. Außerdem übertrafen die in den ersten sechs Monaten registrierten Silber-Nettozuflüsse mit 196 Millionen Unzen den bisher im Gesamtjahr 2009 erzielten Rekordwert in Höhe von 149 Millionen recht deutlich. Angesprungen ist laut Robert Hartmann, einem der beiden Gründer von pro aurum, aber auch das Interesse an Silber in Form von Barren und Münzen. Er attestiert dem mit großem Abstand günstigsten Edelmetall erhebliches Nachholpotenzial.
Bildrechte: ©pro aurum
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