Goldpreis: World Gold Council liefert Ausblick für 2022

pro aurum Kilchberg ZH
5 min readJan 27, 2022

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Urupong File#: 465471821 Bildquelle: AdobeStock.com

Der World Gold Council (WGC) veröffentlichte im Januar eine mehrseitige Analyse zum Goldpreis und wagte darin einen Ausblick auf das Jahr 2022. Ein wichtiger Tenor lautet: Trotz potenzieller Zinserhöhungen bleiben die Realzinsen niedrig.

Einflussfaktoren auf den Goldpreis im Visier

Nach Ansicht des WGC könnte der Goldpreis in diesem Jahr ähnlichen Marktkräften wie 2021 ausgesetzt sein. Diese könnten ihn auf der einen Seite belasten und auf der anderen Seite aber auch unterstützen. Wahrscheinlich wird das gelbe Edelmetall auf kurze Sicht vor allem auf die Entwicklung der Realzinsen und die Wirkung der angekündigten Fed-Zinserhöhungen auf die Inflation reagieren. Höhere Leitzinsen könnten an den Goldmärkten nach Ansicht der WGC-Analysten zwar zu Gegenwind führen, aus historischer Sicht sei dieser Effekt allerdings vernachlässigbar. Vielmehr dürfte das gestiegene Inflationsniveau und der Rückzug aus anderen Märkten zu einer verstärkten Absicherung via Goldinvestments führen. Auf lange Sicht könnten zudem die Schmuckbranche und der Notenbankensektor den Goldpreis stimulieren.

Mit Blick auf die Entwicklung des Goldpreises haben im vergangenen Jahr die Zinssorgen den Goldpreis stark ausgebremst, während Inflationssorgen eher ausgeblendet wurden. Insbesondere in der ersten Jahreshälfte haben Investoren aufgrund erfolgreicher Impfkampagnen den Goldanteil ihrer Portfolios massiv zurückgefahren. So meldete zum Beispiel der WGC für 2021 — erstmals seit 2015 — wieder massive Gold-Abflüsse aus dem globalen ETF-Sektor. Nachdem im Vorjahr noch rekordhohe Netto-Zuflüsse von 873,8 Tonnen zu Buche schlugen, reduzierten sich 2021 die in ETFs gelagerten Goldmengen um 173,3 Tonnen. In den Jahren 2016 bis 2020 gab es per Saldo stets höhere Zu- als Abflüsse zu vermelden.

Besonders interessant: Innerhalb dieser fünf Jahre haben sich die ETF-Bestände um mehr als 2.200 Tonnen erhöht. Übrigens: Mit 135 bzw. 113 Tonnen fielen in den Jahren 2014 und 2015 die Abflüsse geringer als im vergangenen Jahr aus. Ein stärkerer „Aderlass“ war hingegen mit über 936 Tonnen Gold zuletzt im Jahr 2013 registriert worden. Ein detaillierter Blick zeigt allerdings auf, dass es sich bei den Zahlen für 2021 nicht um einen weltweiten Negativtrend gehandelt hat, schließlich gab es ausschließlich in der Region Nordamerika massive Abflüsse zu beobachten. Während jenseits des Atlantiks nämlich die ETF-Bestände an Gold um rund 200 Tonnen dahinschmolzen, schlugen in Europa ein leichtes Plus von 0,7 Tonnen und in Asien sogar signifikante Gold-Zuflüsse in Höhe von 25,4 Tonnen zu Buche.

Im Rahmen eines Bewertungsmodells haben die WGC-Experten ermittelt, welche der vier Schlüsselfaktoren Wirtschaftswachstum, Risiken bzw. Unsicherheiten, Opportunitätskosten und Momentum die Performance des Goldpreises im vergangenen Jahr besonders stark beeinflusst haben. Dabei stellte sich heraus, dass in der ersten Jahreshälfte vor allem eine nachlassende Risikoaversion der Anleger und steigende Opportunitätskosten den Goldpreis tendenziell belastet haben. Im weiteren Jahresverlauf kam es dann zu einem Tauziehen unterschiedlicher Einflussfaktoren. Während Sorgen um die neue Omikron-Variante, die hartnäckige Inflation und die starke Goldnachfrage der Konsumenten dem Goldpreis eher geholfen haben, bremsten gestiegene Opportunitätskosten und ein starker Dollar den Vermögensschutz zeitweise aus. Letzteres hat übrigens dazu geführt, dass sich Goldbesitzer in Japan, Australien und Neuseeland sowie in der Eurozone und der Türkei im Jahr 2021 über eine positive Goldperformance freuen konnten.

US-Geldpolitik der Fed im Visier

Zweifellos sind in den vergangenen Monaten die Aussagen der US-Notenbanker deutlich „falkenhafter“ geworden. Mittlerweile haben sie nämlich für 2022 mehrere Zinserhöhungen sowie eine Reduktion der Fed-Bilanzsumme von aktuell 22,8 Billionen Dollar in Aussicht gestellt. Die WGC-Analysten weisen in diesem Zusammenhang allerdings darauf hin, dass bei vorherigen Zinserhöhungszyklen die angekündigten „Drohungen“ selten realisiert wurden und sich die tatsächliche Geldpolitik meist als weniger restriktiv als erwartet erwiesen hat. So lagen zum Beispiel die US-Leitzinsen (Jahresultimo) in den Jahren 2015, 2016, 2019 und 2020 deutlich unter den zuvor kommunizierten Jahresendprognosen der Fed. Was aber viel wichtiger sei: Im Vorfeld einer ersten Zinsanhebung war bei Gold häufig eine Underperformance gegenüber US-Aktien sowie dem Dollar registriert worden, während sich das gelbe Edelmetall nach einem ersten Zinsschritt meistens besser als die Konkurrenz entwickelt hat. Zugleich weist der WGC darauf hin, dass die Zentralbanken in England, China, Indien und der Eurozone bislang weniger starke Zinserhöhungsrunden in Aussicht gestellt haben, sodass sich deren Goldmärkte durchaus anders entwickeln könnten als in den USA.

Die künftige Inflation dürfte sich beim Goldpreis als extrem wichtiger Einflussfaktor erweisen. Viele Notenbanken gehen davon aus, dass sich die Inflation wieder verflüchtigen wird. Laut einer WGC-Umfrage rechnen jedoch lediglich 27 Prozent der befragten Anleger mit einer sich abkühlenden Teuerung, während insgesamt 69 Prozent eine anhaltend hohe Inflation prognostizieren. Dieser Meinung hat sich auch der WGC angeschlossen und dies mit der noch nie da gewesenen Geld- und Fiskalpolitik zur Bekämpfung der Pandemie begründet. Dabei wird insgesamt auf vier Argumente verwiesen: die anhaltende Lieferketten-Problematik, die angespannten Arbeitsmärkte, die Vermögensinflation sowie die hohen Rohstoffpreise.

Gold gilt als traditioneller Nutznießer einer hohen Inflation

In der Vergangenheit hat sich der Goldpreis in Zeiten einer überdurchschnittlich hohen Geldentwertung besonders gut entwickelt. Bei Inflationsraten unter drei Prozent erzielte Gold beispielsweise in der Vergangenheit eine durchschnittliche Jahresrendite von über sechs Prozent, die sich während Inflationsphasen von über drei Prozent auf fast 14 Prozent pro Jahr erhöht hat. Zudem wird darauf hingewiesen, dass in den vergangenen 50 Jahren der Goldpreis pro Jahr (berechnet nach der CAGR-Methode) mit acht Prozent sowohl die vergleichbare Inflationsrate in Höhe von vier Prozent als auch das M2-Geldmengenwachstum von sieben Prozent übertroffen hat.

Für Gold spräche aber auch, dass die hohe Inflation die Realzinsen weiterhin in den negativen Bereich drücken werden, was für den Goldpreis zweifellos positiv zu sehen sei. Niedrige Opportunitätskosten und eine nachlassende Risikoaversion führen normalerweise zu verstärkten Investments in riskantere Anlageklassen. Zugleich wächst dadurch aber auch die Gefahr markanter Rückschläge. Neue Virusvarianten sowie die zahlreichen geopolitischen Krisenherde könnten immer häufiger Marktkorrekturen verursachen, in denen dann Gold als Absicherung wichtiger werden dürfte.

Fazit: Die diesjährige Performance von Gold hängt nicht nur vom Interesse der Investoren ab; laut WGC könnten sich in diesem Jahr auch die Nachfrage im Schmuck- bzw. Technologiesektor sowie Käufe von Notenbanken bei der Entwicklung des Goldpreises als „Zünglein an der Waage“ erweisen. Steigende Zinsen und ein starker Dollar werden möglicherweise Gegenwind generieren, doch für Investoren könnte Gold in diesem Jahr vor allem als Vermögensschutz bzw. Krisenabsicherung extrem wichtig und nützlich werden.

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Written by pro aurum Kilchberg ZH

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